bochum macht spaß
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Immer schön Kind bleiben!

Ein Gespräch mit „Die drei Fragezeichen“-Produzent Markus Schäfer bochum macht spaß 8

Interview:

Oliver Bartkowski

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Foto: Horst Freckmann

Markus Schäfer ist Geschäftsführer der Hamburger Firma HO3RRAUM und mit seinen „Die drei Fragezeichen“ Fulldome-Produktionen äußerst erfolgreich. Auch in Bochum waren und sind extra für die Planetarien produzierte Die drei ???-Shows zu sehen. Aktuell läuft die sehr spannende Folge „Die drei Fragezeichen und der dreiäugige Totenkopf“ im Planetarium. Die drei ??? sind die erfolgreichste Hörspielreihe der Welt und nur wenige wissen, dass der daran beteiligte Markus Schäfer ein Bochumer Junge ist, den es irgendwann einmal zum Wasser nach Hamburg gezogen hat. Es folgt ein informatives Gespräch über die Welt der drei ??? und ein wenig auch über Bochum.

Herr Schäfer, was genau produziert die Firma HO3RRAUM denn alles?
Wir produzieren immersive Hörspiele und andere Audioinhalte für die öffentliche Aufführung an außergewöhnlichen Orten. Das klingt etwas steif, bedeutet aber konkret am Beispiel der „drei ???“, dass wir bislang unveröffentlichte Hörspiele mithilfe einer sehr speziellen 3D-Audiotechnologie unter der Kuppel eines Planetariums aufführen, einer einzigartigen Location und „immersiv“ bedeutet, dass der Besucher durch diese Audiotechnologie quasi in die Handlung eintauchen kann - VR für die Ohren sozusagen.


Wann sind Sie das erste Mal mit Hörspielen in Kontakt gekommen und was war der Auslöser?
Als Kind der BabyBoomer-Generation bin ich mit den alten EUROPA-Hörspielen quasi aufgewachsen, Schallplatte und Kassette waren unser Medium.

Wann gab es den ersten Kontakt mit Heikedine Körting und den drei Fragezeichen?
Die ersten drei ???-Hörspiele wurden 1979 veröffentlicht. Da war ich 16 Jahre alt und wurde akustisch bereits von The Clash, Tubeway Army und Frank Zappa „sozialisiert“, also nicht mehr von Hörspielen. Wirklich entdeckt habe ich Die drei ??? erst berufsbedingt. Das war 1991, als ich bei der damaligen BMG Ariola gearbeitet habe und dort eben auch für das Label EUROPA zuständig war. Im Zuge dessen habe ich natürlich auch Frau Körting kennengelernt.

Wie erklären Sie sich dieses ungebrochene Interesse an den Drei Fragezeichen über einen Zeitraum von Jahrzehnten? Keine Serie ist schließlich auch nur annähernd so erfolgreich.
Den Nährboden für diesen phänomenalen Erfolg bietet zunächst der deutsche Markt. Deutschland ist DAS Hörspiel-Land weltweit. Nirgendwo sonst gibt es eine derart historisch gewachsene und ausgeprägte Hörkultur und dafür sind tatsächlich „Die drei???“ wesentlich mitverantwortlich. Deren Kultfaktor konnte nur entstehen, weil das Feuer für die drei Detektive bei den Älteren nicht erloschen ist und die Flamme sogar an die nachfolgende Generation weitergegeben werden konnte.

Mit HO3RRAUM haben Sie vor einigen Jahren ein völlig neues Konzept verwirklicht. Extra für die Planetarien haben Sie neue Geschichten für Die drei Fragezeichen geschrieben, um diese in einem aufwendigen 3D-Soundverfahren zu präsentieren. Wer hatte diese Idee?
Ich muss zunächst einmal richtigstellen: Die Geschichten, die wir für den HO3RRAUM produziert haben, waren alle bereits als Buch im Kosmos-Verlag erschienen. Es gab sie, aber noch nicht als Hörspiel und das ist ein ganz wesentlicher Bestandteil der Grundidee, die Matthias Krauße und ich zusammen mit den Kollegen vom EUROPA-Label 2013 entwickelt haben. Inspiriert hat uns damals die erfolgreiche Live-Tour „Phonophobia“, die zeigte, was man alles aus einem Hörspiel machen kann. Hinzu kam, dass wir gerade die Planetariums-Produktion „Tabaluga und die Zeichen der Zeit“ im SpacialSoundWave-Format fertiggestellt hatten. Diese Klangtechnologie des Fraunhofer Instituts für Digitale Medientechnologie hat uns total begeistert. So kam eins zum anderen.

Wie lange dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung und waren die drei Sprecher sofort von dem Konzept überzeugt?
Von der Idee bis zur Veröffentlichung hat es knapp 2 Jahre gedauert. Von dem Konzept waren alle Beteiligten sofort überzeugt, aber wirklich verstehen, was da akustisch und bildlich im Kuppelsaal eines Planetariums passiert, kann man erst, wenn man es erlebt hat.

Mittlerweile haben Sie mit der schwarzen Katze aber auch einen der großen Klassiker der drei Fragezeichen in überarbeiteter Form präsentiert. Warum gerade diese Folge und was machte den Reiz aus?
Wir stehen ja immer noch relativ am Anfang der Entwicklung unseres Formates und wollen deshalb immer wieder Neues ausprobieren. Dazu gehörte auch die Neufassung eines Klassikers. Die „schwarze Katze“ bot sich in mehrfacher Hinsicht an: Erstens ist sie eine der beliebtesten Folgen überhaupt und zweitens enthält die Folge tolle Hörräume bzw. Spielorte, die akustisch sehr spannend sind. Drittens konnten wir dank des Original-Buches, das ja viel mehr Handlungsstränge enthält, als das ursprüngliche Hörspiel, ganze 90 Minuten Hörspielerlebnis gestalten.

Wenn jemand eine Planetariums-Show der drei Fragezeichen noch nicht gesehen bzw. gehört hat, wie würden Sie einer solchen Person den Mehrwert in wenigen Sätzen beschreiben?
Gerne würde ich hierzu das Zitat des Berliner Bloggers Marcus Johanus bemühen, der jüngst schrieb: „… Was mich letztlich begeisterte, waren jedoch nicht der besondere Rahmen, die technischen Spielereien oder die Story selbst. All dies ist durchaus eindrucksvoll und für sich gesehen schon ein Besuch wert. Wirklich vom Hocker gerissen haben mich aber die einzigartige Atmosphäre und die innovative Möglichkeit, eine Geschichte auf vollkommen neue Art und Weise zu erleben. …“. Darüber habe ich mich wahnsinnig gefreut, denn genau dieses Erlebnis wollen wir bieten.

Kürzlich habe ich mir das VPT (Vollplaybacktheater) mit der Umsetzung des Gespensterschlosses angeschaut. Ein interessanter Ansatz und durchaus unterhaltsam. Was halten Sie davon?
Ich finde das VPT genial. Auch so ein einzigartiges Format, das aus der Nische heraus entstanden, mittlerweile sogar selbst zum Kult geworden ist und gleichzeitig zum drei ???-Kult beigetragen hat.

Wenn man sich mit den drei Fragezeichen beruflich auseinandersetzt, ist man doch bestimmt im Inneren Kind geblieben, oder ?
Aber natürlich, zumindest Berufsjugendlicher (haha) …!

Jetzt sprechen wir mal über Bochum. Sie sind ein Bochumer Junge, leben und arbeiten aber in Hamburg. Wie lässt es sich denn in Hamburg
so leben?
Mein Leben lang hat es mich immer ans Wasser gezogen. Da ist Hamburg nicht die schlechteste Adresse. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass Hamburg die schönste Stadt in Deutschland ist, wenn es trocken ist oder sogar die Sonne scheint, aber Bochum ist und bleibt meine zweite Heimat. Familie, alte Freunde und natürlich auch das Planetarium lassen mich immer wieder gerne „heimkehren“.

Und Sie kommen in der Woche tatsächlich ohne unser geliebtes Bermuda3Eck klar?
Hier im Norden sagt man: Nützt ja nix!, was soviel heißt wie: Da muss ich jetzt durch !