WOLFGANG FLÜR – MAGAZINE 1 (CHERRY RED RECORDS / EDEL)
WOLFGANG FLÜR – MAGAZINE 1 (CHERRY RED RECORDS / EDEL)
Mit Wolfgang Flür hielt das von ihm und seinem Bandkollegen Florian Schneider entwickelte Elektroplatten-Schlagzeug Einzug in die Pop-Musik. Und zusammen mit seiner Band Kraftwerk, in der er von 1973 bis 1986 spielte, hat er einige der wegweisendsten und bahnbrechendsten Elektro-Pop-Alben der Musik-Geschichte aufgenommen – von »Autobahn« bis »Electric Café«. Midge Ure von Ultravox, Peter Hook (ex New Order), Claudia Brücken von Propaganda, die Techno DJs Juan Atkins und Carl Cox sowie das Projekt U96 wussten daher die Gunst der Stunde einer Einladung des Elektro-Pioniers Flür zur Mitwirkung an dessen neuem Album »Magazine 1« zu nutzen.
PLACEBO – NEVER LET ME GO (SO RECORDINGS/ROUGH TRADE)
PLACEBO – NEVER LET ME GO (SO RECORDINGS/ROUGH TRADE)
Lange musste man auf diesen neuen Genie-Streich der beiden Briten warten. Dafür könnte »Never Let Me Go« kaum fulminanter und eindrucksvoller starten als mit dem recht ungewöhnlichen Stück Industrial-Elektro-Rock „Forever Chemicals“, das gleich zu Beginn zeigt, dass Brian Molko und Stefan Olsdal eine knappe Dekade nach »Loud Like Love« weder musikalisch noch inhaltlich auf der Stelle treten. Ob es um Ignoranz in den sozialen Medien, Umweltzerstörung, Egoismus oder Homophobie geht. Musikalisch geschieht dies alles enorm abwechslungsreich und dennoch unverkennbar; mal im typischen Placebo-Sound, mal aber auch so sperrig und vertrackt wie im gerade dadurch grandiosen „Surrounded By Spies“.
ELVIS COSTELLO & THE IMPOSTERS – THE BOY NAMED IF (EMI/UNIVERSAL)
ELVIS COSTELLO & THE IMPOSTERS – THE BOY NAMED IF (EMI/UNIVERSAL)
Mit seinem aktuellen Album und den alten Mitstreitern hat Elvis Costello ein vollauf begeisterndes Rock‘n‘Roll-Album eingespielt, nachdem so manche Veröffentlichung zuvor musikalisch zwar faszinierend, aber dennoch auch recht sperrig geraten war. Hier aber reagiert der Sturm und Drang, denn es beschäftigen sich nämlich auch die Texte mit genau dieser Zeit zwischen jugendlichem Tatendrang auf der Schwelle zum Erwachsenwerden. Kräftig, energisch und mit ganz viel Up-Beat kommen folgerichtig die dreizehn neuen Songs daher, die sicherlich auch als Reminiszenz Costellos an seine frühen Jahre zu verstehen sind, in denen er uns grandiose Post-Punk-Alben wie »My Aim Is True« und »This Year’s Model« bescherte.
BILLY TALENT – CRISIS OF FAITH (ATLANTIC/WMG)
BILLY TALENT – CRISIS OF FAITH (ATLANTIC/WMG)
Und schon wieder Bochum: 2006 rockten Billy Talent die Zeche und 2013 den RuhrCongress in Grund und Boden – damals zusammen mit ihren Münsteraner Kumpels Donots. Einst wie heute ist keine Spur von Glaubenskrise bei den fünf Kanadiern auszumachen, und auch deren so betiteltes sechstes Album lässt zumindest musikalisch keine erkennen. Eher geht es in den Texten der Band um Zweifel und Unsicherheit in Zeiten großer Herausforderungen. Wie umgehen zum Beispiel mit Menschen, die anders sind und sein wollen? Billy Talent beziehen kompromisslos und klar Position für all diejenigen, die von Normen abweichen. Das Toronto-Quintett hält zehn leidenschaftliche humanistische Plädoyers und tut dies musikalisch kreativ und selbstbewusst, aggressiv und kompromisslos – wie nicht anders von Billy Talent zu erwarten!
MADRUGADA – CHIMES AT MIDNIGHT (WARNER)
MADRUGADA – CHIMES AT MIDNIGHT (WARNER)
Gäbe es auf dieser Seite eine Rubrik „Album des Monats“, dann fände sich dort das neue Album der norwegischen Dark-Folk- und Alternative-Rock-Band Madrugada, das gleichzeitig das erste musikalische Lebenszeichen nach dreizehn Jahren darstellt, als die nach dem Tode ihres Gitarristen Robert Burås verbliebenen drei Musiker Sivert Høyem, Frode Jacobsen und Drummer Lauvland Pettersen beschlossen, erst einmal zu pausieren. »Chimes At Midnight“ ist ein Meisterwerk, weil Madrugada sich voller Inbrunst zurückmelden, zwölf Songs von erhabener Klang- und Melodien-Schönheit im Gepäck, die sich durch reichlich düsteres Pathos im Zusammenspiel mit ein paar Lichtblicken („The world could be falling down/It could still be all around“) auszeichnen. Madrugada kreieren eine faszinierende Sound-Atmosphäre, der sich niemand entziehen kann. Daher: Album des Monats!
AMORPHIS – HALO (ATOMIC FIRE RECORDS/WARNER)
AMORPHIS – HALO (ATOMIC FIRE RECORDS/WARNER)
Dass die finnischen Schwermetaller von Amorphis zu Beginn ihrer Karriere eine knochenharte Death-Metal-Kapelle waren, ist auch heute noch aus den elf Songs ihres aktuellen Albums »Halo« herauszuhören. Doch die Band hat längst die nächsten Schritte unternommen und ihre Musik breiter aufgestellt. So finden heute neben den immer noch todesmetallischen Anhängern auch Fans eines außerordentlich facettenreichen Progressive Rock, eines symphonischen und melodiösen Heavy Metal sowie Freunde mythischer Lyrik bei Amorphis ihre Befriedigung. Weil die Finnen immer eindrucksvoller unter Beweis stellen, wie handwerklich außerordentlich und musikalisch kreativ sie Musik machen, ist »Halo« ein Muss für all diejenigen, die außergewöhnliche Rockmusik zu schätzen wissen, egal um welches Genre es sich handelt.