BETTINA STRATMANN | POWERFRAU MIT HERZ UND SEELE
Foto: Jürgen Stahl

Text: Jürgen Stahl

Fotos: Jürgen Stahl

BETTINA STRATMANN | POWERFRAU MIT HERZ UND SEELE

Sie ist die neue Herz-Dame beim VfL Bochum: Als Mitglied des neu formierten Präsidiums und Aufsichtsrats hat sich Bettina Stratmann zum Ziel gesetzt, den Traditionsverein „nach vorne zu bringen – sportlich, wirtschaftlich und menschlich.“ Dazu bringt die Ex-Unternehmerin mit ihrer warmherzigen und gewinnenden Ausstrahlung und ihrem engmaschigen Netzwerk herausragende Voraussetzungen mit. Entsprechend positiv seien die Reaktionen seit der Vorstandswahl im Juni, freut sich Bettina Stratmann.

Eines stellt die 68-Jährige im Gespräch mit „Bochum macht Spaß“ gleich an den Anfang: „Ich bin in Bochum geboren – und stolz darauf!“ Nach dem Schulabschluss macht sie aus ihrer Passion für Mode eine Profession und absolviert eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau bei Ebel Moden in der Bochumer Innenstadt. Auf der Kortumstraße wird sie nach der Lehre Geschäftsführerin des Herrenmodengeschäftes „Der Ausstatter“. Auf der Huestraße eröffnet sie 1988 mit ihrem damaligen Partner ihren ersten eigenen Laden: „Claudio“ avanciert schnell zu einem der führenden Anbieter für gehobene Herrenmode (später folgt hier die Boutique Peter Dahl).

1996 steigt Bettina Stratmann aus der Modebranche aus und wird Teil des Familienunternehmens Wittener Transport Kontor (WTK). Die Spedition verfügt über sechs Niederlassungen im gesamten Bundesgebiet. Als Mutter von drei Töchtern (heute 28 und 29 Jahre alt) bringt Bettina Stratmann nicht nur Organisationstalent, sondern auch ein besonderes Gespür für Menschen mit. Mit ihrer zugewandten, authentischen Art gewinnt sie schnell das Vertrauen ihrer Gesprächspartner. Die Liebe zum VfL Bochum wird frühzeitig geweckt. Die Nichte des langjährigen Präsidenten Werner Altegoer ist seit über fünfzig Jahren ihre beste Freundin. „Durch Birgit bekam ich mit, mit welchem Herzblut Werner den Verein führte. Das fand ich toll. Das hat mich fasziniert.“ Bald wird Bettina Stratmann Stammbesucherin im „Schmuckkästchen“. Die Mitgliedschaft beim VfL „ist Ehrensache“, ebenso wie die Netzwerk-Partnerschaft, die sie 2011 besiegelt. Als Privatperson. Das ist in der von Firmen dominierten Sponsorenriege selten.

Ihr Platz in der VIP-Lounge beschert Bettina Stratmann eine Vielzahl an neuen Kontakten. So auch zu Andreas Luthe. Im Frühjahr 2025 erhält sie einen Anruf von „Andi“. Der Ex- Torhüter sucht geeignete Mitstreiter für das „Team Zukunft“, mit dem er mit Hans-Peter Villis bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung für das neu zu wählende Präsidium kandidieren will. Bettina Stratmann sieht er für den Bereich Soziales und Kommunikation als Idealbesetzung. Von Anfang an sei sie von der Sache überzeugt gewesen. „Das wird was!“, schildert die Rentnerin (der Begriff Ruheständlerin wäre bei ihr geradezu abwegig). Im Team mit Luthe und Villis, Till Grönemeyer, Dr. Christian Stenneken, Franz-Josef Tenhagen und weiteren Unterstützern habe sie sich trotz der herausfordernden Zeit im Wahlkampf immer wohl gefühlt. Auch der Zuspruch ihrer Töchter habe sie beflügelt. „Die sagten: Das ist genau dein Ding!“ Mama empfindet es ebenso: „Wann bekommt man als Fan schon einmal die Chance, selbst etwas zu bewegen?“

Und bewegen will Bettina Stratmann so einiges. Die ersten Wochen in ihrer neuen, beim VfL bislang wohl einmaligen Führungsrolle nutzte sie für Gespräche mit den Beschäftigten in der Geschäftsstelle. Ihre Botschaft: „Wir wollen als Präsidium vermitteln und verbinden.

Zentral sei der Dialog mit den Fans, betont Bettina Stratmann. „Das Miteinander ist zuletzt zu kurz gekommen. Der VfL ist mehr als Fußball. Das will ich ins Bewusstsein rücken.“ Die blau-weiße Familie soll mit ihr enger zusammenrücken. „Ich gehe mit offenen Ohren durch den Verein, will zuhören und die Wünsche und Befindlichkeiten der Anhänger auf- und ernst nehmen.“ Heißt: Die Geschlossenheit und Solidarität, die den VfL seit Jahrzehnten auf dem Platz auszeichnen, sollen mehr denn je auch neben dem Rasen gelebt werden.

Ein erstes starkes Zeichen hat das Präsidium zum Saisonstart gesetzt. Ein lebensbedrohlich erkrankter VfL-Fan hatte in den sozialen Medien den Wunsch geäußert, das Zweitliga-Heimspiel gegen Preußen Münster am 30. August zu besuchen. An diesem Tag vor exakt fünfzig Jahren war der Bochumer zum ersten Mal im Stadion. „Es war wegen des Rollstuhls nicht einfach, Karten für ihn und seinen Begleiter zu besorgen. Aber wir haben es geschafft,“ sagt Bettina Stratmann mit strahlenden Augen.