JANINE ANGRICK UND MARA WILHELM | VfL FRAUEN IM FOKUS
Foto: VfL Bochum
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Text: David Wienand

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JANINE ANGRICK UND MARA WILHELM | VfL FRAUEN IM FOKUS

Janine Angrick und Mara Wilhelm sind zwei Gesichter des Erfolgs der 1. Frauen-Mannschaft des VfL Bochum 1848. Nach dem letzten 3:1-Heimsieg vor der Winterpause gegen die SG 99 Andernach überwintern sie auf einem vor der Saison nicht zu erwartenden Aufstiegsplatz hinter den Teams des 1. FC Nürnberg und Mit-Aufsteiger Union Berlin. Am 9. Februar geht es um 11 Uhr auf dem Leichtathletikplatz hinter dem Stadioncenter weiter. Gute Gründe für David Wienand, mit den beiden Mittelfeld-Akteurinnen der Fußball-Frauen des VfL, Janine Angrick und Mara Wilhelm, stellvertretend für das gesamte 2. Bundesliga-Team ins Gespräch zu kommen.

Ihr habt gerade den 13. Spieltag eurer ersten Saison als Aufsteiger in der 2. Bundesliga sowie ein Pokalspiel gegen den Erstligisten TSG Hoffenheim – und das fand sogar unter Flutlicht vor mehr als 5.000 Zuschauern im Ruhrstadion statt – insgesamt sehr erfolgreich hinter euch gebracht. Wie lautet euer sportliches, aber auch persönliches Resümee am Ende des Jahres?
Mara Wilhelm: Wir hatten in dieser Saison bislang zwei Highlight-Spiele. Einmal das besagte Pokalspiel gegen Hoffenheim und jetzt in der Liga gegen Union Berlin im Stadion an der Alten Försterei. Das sind genau die Matches, für die man Fußball spielt. Aber generell hat die Hinrunde unfassbar viel Spaß gemacht. Wir liegen aktuell auf einem Tabellenplatz, mit dem wir vorher nicht gerechnet hätten. Aber wir stehen zurecht dort oben, weil wir uns das zusammen erarbeitet haben. Wir können am Ende des Jahres sehr glücklich über unsere bisherige Leistung sein und möchten genau da im kommenden Jahr anknüpfen.

Janine Angrick: Es hätte wirklich keiner gedacht, dass wir zur Winterpause so weit oben stehen. Allein dadurch, dass andere Mannschaften in der Liga ganz andere Möglichkeiten haben und professioneller aufgestellt sind. Da sind wir noch nicht so weit. Umso mehr hilft uns, dass wir den Rückhalt unserer Fans und des Vereins spüren. Die Entwicklung innerhalb des Frauenbereichs schreitet auf jeden Fall positiv voran. Ich bin einfach stolz auf jeden aus der Mannschaft, wie alle sich reinhängen und immer hundert Prozent geben.

Aktuell findet man die Frauen-Mannschaft des VfL Bochum – ganz anders als die der Männer – im oberen Tabellendrittel wieder. Wie empfindet ihr den Erwartungsdruck, der dadurch auf euch lastet?
Janine Angrick: Wir machen uns gar keinen Druck. Das ist vielleicht auch ein Grund dafür, warum wir von Saisonbeginn an frei aufspielen konnten. Wir sind Aufsteiger und unser Ziel ist und bleibt, die Klasse zu halten. Das Team hat einfach Bock auf Fußball, wir wollen zusammen Spaß haben und die Spiele genießen. Wir freuen uns über jeden gewonnenen Punkt, zerfleischen uns nach Niederlagen nicht, sondern stehen immer als Team zusammen.

Mara Wilhelm: Uns kommt dabei zugute, dass wir keine Erwartungen erfüllen müssen. Wir können ohne Druck aufspielen. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir haben Spaß am Fußball und der Möglichkeit, einfach unser Ding zu machen.

Worin besteht das Geheimnis eures Erfolges?
Janine Angrick: Wir haben eine offene Kommunikation und einen starken Zusammenhalt innerhalb des Teams. Gleichzeitig sind wir aber auch stets fokussiert, sowohl im Training als auch im Spiel. Mara Wilhelm: Es sind alle mit Spaß dabei und es stimmt innerhalb der Mannschaft einfach. Man hat auch nach den zwei Niederlagen gegen Weinberg und Meppen gesehen, dass wir füreinander einstehen. Wir haben daraus zusammen als Team gelernt und jetzt wieder gezeigt, dass wir es besser können.

Was bekommt ihr von den aktuellen Turbulenzen im Verein mit? Inwiefern beeinträchtigt euch das oder auch nicht?
Mara Wilhelm: Natürlich bekommt man hier und da etwas mit. Viele von uns verfolgen auch die Spiele der Männer und haben da vielleicht einen etwas anderen Blick drauf. Einmal sind wir Fans und fiebern natürlich mit. Aus meiner Sicht gingen viele Spiele auch unglücklich verloren, da wurden einige Punkte liegen gelassen. Dass es da etwas unruhig im Verein wird, ist, glaube ich, normal. Deswegen hoffen wir alle, dass das Ruder noch herumgerissen werden kann.

Janine Angrick: Ich persönlich sehe es auch aus der Fan- Sicht. Deshalb würde es mich natürlich sehr freuen, wenn die Mannschaft es noch schafft, die Klasse zu halten. Der Verein mit seiner Tradition und den Werten, die dahinterstehen, ist auf jeden Fall erstligareif. Verein und Fans sind durch die vergangenen Jahre noch enger zusammengerückt und ich hoffe, dass dadurch der Klassenerhalt auch in dieser Saison möglich sein wird. Aber als Frauen-Team lassen wir uns davon nicht beeinflussen, weil wir getrennt voneinander aufgestellt und damit auf der sicheren Seite sind.

Das Ruhrstadion ist trotz des bis zum jetzigen Zeitpunkt miserablen Tabellenplatzes der 1. Männer-Mannschaft immer ausverkauft; euer Zuschauerzuspruch bei Heimspielen auf dem Leichtathletikplatz hat durchaus noch Luft nach oben. Seid ihr dennoch zufrieden oder erhofft ihr euch mehr Unterstützung – auch vielleicht durch den Verein?
Mara Wilhelm: Wir bekommen auf jeden Fall mit, dass mehr Zuschauer zu unseren Heimspielen kommen. Jetzt haben wir mit dem Pokalspiel im eigenen Stadion und in der Liga bei Union Berlin zwei überragende Erlebnisse mit über 5.000 Fans gehabt. Da merkt man schon, dass das einen auf dem Platz nochmal anders euphorisiert und man bereit ist, den Meter mehr zu gehen. Natürlich würde ich mir wünschen, dass das auf lange Sicht die Normalität wäre und nicht die Ausnahme. Dass zum Beispiel auch durch Plakate in der Stadt deutlich wird, wann wir spielen. Damit erreicht man vielleicht auch noch Menschen, die bislang nicht den Bezug zu unserem Team haben, aber einfach Fan des VfL Bochum sind.

Janine Angrick: Mehr Unterstützung wünscht man sich natürlich immer. Der Verein macht auf jeden Fall schon gut Werbung, auch über unsere Social-Media-Kanäle. Ich hoffe einfach, dass ein paar Fans, die sonst nur zu den Männern gehen, auch mal bei uns vorbeischauen.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Die VfL-Frauen marschieren direkt durch in die 1. Bundesliga und die Männer …
Mara Wilhelm: … bleiben natürlich drin, ist doch klar.

Janine Angrick: Dem ist nichts hinzuzufügen.