FRANK-DAGOBERT MÜLLER | DACHDECKER UND IMKER
Foto: Frank Dagobert Müller
Foto: Frank Dagobert Müller

Text: Sonja Lang

Fotos: Frank Dagobert Müller

FRANK-DAGOBERT MÜLLER | DACHDECKER UND IMKER

Die Imkerei ist ein schönes, aber auch zeitaufwendiges Hobby. Wenn man dann aber noch einen Dachdeckerbetrieb als Inhaber führt, ist es sicherlich nicht so ganz einfach, dies alles unter einen Hut zu bekommen. Als wir davon Wind bekamen, dass Frank-Dagobert Müller aus Bochum Bienenvölker züchtet und Honig erntet, wurden wir aufmerksam und wollten mehr wissen.

Herr Müller, Sie sind als Dachdecker mit der eigenen Firma erfolgreich, dazu sind Sie politisch engagiert. Woher nehmen Sie denn auch noch die Zeit als Imker zu arbeiten?
Tja, das ist eine sehr gute Frage. Wenn ich mir manchmal morgens meinen Terminkalender ansehe, frage ich mich auch, wie ich die ganzen Termine schaffen soll. Aber irgendwie bekomme ich das alles hintereinander. Das Imkern ist auch ein Hobby und keine Arbeit, außer man hat 100 Völker oder mehr. Es hat auf mich eine beruhigende Wirkung, wenn ich die Waben ziehe und prüfe, ob die Königin auch fit ist und genug Eier legt. Das Gewusel auf so einer Wabe, immerhin können es ein- bis zweitausend Bienen auf einer Brutwabe sein, erinnert mich an ein Aquarium. Da sitzt man davor und schaut dem Treiben zu und entspannt.

Wie kam es denn dazu, dass Sie überhaupt mit der Imkerei angefangen haben?
Ich habe mich schon immer für die Honigbienenzucht interessiert. Als ich dann bemerkte, dass in meinem Garten die Obstbäume und auch das Gemüse in den Hochbeeten von Jahr zu Jahr weniger Früchte trugen, habe ich erstmal mit zwei Völkern probiert, eine Verbesserung herbeizuführen. Das hat gut funktioniert!

Haben Sie den Bienenstock übernommen oder selbst einen aufgebaut?
Ich habe mir zwei Völker gekauft und daraus in den letzten Jahren immer wieder Ableger gebildet. Das muss sowieso gemacht werden, damit die Chefin nicht mit der Hälfte Ihres Volkes abhaut. Meistens ist im Juni Schwarmzeit. Da legt die Königin an manchen Tagen mehr Eier als ihr eigenes Körpergewicht bringt. Ende Mai bis Ende Juni wird es dann in den Stöcken recht eng. Wenn die Königin keinen Platz mehr hat, um Ihre Eier abzulegen, nimmt Sie gut die Hälfte Ihres Hofstaats und haut ab, um sich einen hohlen Baumstamm oder etwas ähnliches zu suchen und dort ein neues Volk und Nest aufzubauen. Die verbleibenden Bienen ziehen sich eine neue Königin nach. Wenn ich zwei bis drei Brutwaben entnehme und gegen leere Rahmen austausche, hat die Königin wieder genug Platz und bleibt. Die entnommenen Brutrahmen hänge ich in eine Ablegerkiste, und dort ziehen sich die Bienen eine neue Chefin nach.

Welche Geräte benötigt man dafür und vor allem, wie nachhaltig kann man selbst arbeiten?
Es gibt eine Menge Geräte, Werkzeuge oder Maschinen, die benötigt werden. Die Grundausstattung sollte aus Stockmeißel, Schleier, Handschuhen, Smoker und einer Sprühflasche für Wasser bestehen. Damit kann man dann an und mit den Bienen arbeiten. Um den Honig zu ernten, braucht man natürlich eine Schleuder. Und um die Waben nach Gebrauch einzuschmelzen wiederum einen Dampfwachs- Schmelzer. All diese großen Maschinen verschlingen enorme Mengen an Geld. Meistens gibt es jedoch im Umkreis auch Imkervereine, die sogenannte Schleuderpartys veranstalten. Da kann man mit seinen Waben hinfahren und schleudern. Wichtig ist jedoch, dass man hierfür eine tierärztliche Seuchenfreiheitsbescheinigung vorlegen kann. Sonst lässt einen kein Imkerverein an seine Geräte. Imkern ist eines der nachhaltigsten Hobbys, das ich kenne. Alles wird wiederverwertet. Selbst der Kitt, mit dem Bienen in ihren Kisten kleine Fugen und Ritzen verschließen, das sogenannte Propolis, wird geerntet, mit 70%igem Alkohol versetzt und als Hausmittel bei Erkältungen, Halsschmerzen und sonstigen Erkrankungen benutzt. Bevor das Penicillin durch die Amerikaner in Deutschland verbreitet wurde, hatten viele Haushalte in Deutschland solche Propolis-Tropfen in ihrer Hausapotheke. Dem Honig selbst sagt man auch antibiotische Wirkung nach.

Ich vermute mal, dass vor allem Ihr Freundeskreis reichlich Honig bei Ihnen kauft, oder?
Ja, aber nicht nur der Freundeskreis. Es hat sich schon rumgesprochen, und ich bekomme von überall Anfragen. Letztes Jahr habe ich zu viel meines Honigs abgegeben und hatte ab Anfang März selbst keinen mehr. Da musste ich bei einem Kollegen für den eigenen Gebrauch Honig dazukaufen.

Geschmacklich dürfte ihr Honig dem klassischen Panschhonig doch sicherlich weit überlegen sein.
Ja natürlich, mein Honig ist absolut rein. Da ist nur drin, was meine Mädels im Umkreis von drei Kilometern gesammelt haben. Er hat in diesem Jahr eine Restfeuchte von 13,5 %. Das ist gegenüber dem Supermarkt Honig ein Topwert! Diese Honige werden teilweise mit Zuckerwasser bis zu einer Restfeuchte von 20 % gestreckt. Da kann man aus 100 kg mit Zuckerwasser schnell 150 kg machen. Für wie viele Gläser Honig reicht denn die Arbeit Ihrer Völker? Ich hatte 2024 acht Wirtschaftsvölker und acht Jungvölker. Der Ertrag bei den acht Wirtschaftsvölkern lag bei 90 kg. Da Honig Ende Mai als Frühtracht und Ende Juli als Sommertracht geerntet wird, kann man normalerweise mit 20-25 kg pro Volk rechnen. Allerdings war es in diesem Frühjahr sehr lange sehr kalt, und Bienen fliegen nicht unter 12° Celsius. Als es dann wärmer wurde, hat es fast den ganzen April langanhaltend geregnet. Auch dann fliegen die Mädels nicht; nur ein Reinigungsflug pro Tag, um den Stock zu reinigen, nicht aber, um Nektar zu sammeln.

Machen Sie das alles alleine?
Um die Völker kümmere ich mich noch allein. Wenn aber Honig geerntet, abgefüllt und etikettiert wird unterstützt mich meine Familie.

Kommen wir noch einmal zur Eingangsfrage des Interviews zurück. Wieviel Zeit müssen Sie investieren?
Im Herbst und Winter etwa ein bis drei Stunden pro Woche, in Frühjahr und Sommer etwa drei bis sechs Stunden. Im nächsten Jahr werden aus den acht Jungvölkern auch Wirtschaftsvölker. Dann muss ich 16 Völker abernten. Das wird schon eine Herausforderung. Aber nicht alle Völker schaffen es durch den Winter. Einen Verlust von 10 bis 20 % der Völker sollte man einkalkulieren. Die Gründe, dass Sie es nicht schaffen, sind vielfältig; das würde hier den Rahmen sprengen