Ausgabe 18 | 03/18

Ausgabe 18 | 03/18

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

3

 

Impressum

3

 

Neuigkeiten

6

online

bochum macht spaß

   

Markus Schäfer

ein Gespräch mit „Die drei Fragezeichen“-Produzent

9

online

Jasper van't Hof

Pianist von Weltruf

11

online

3. Bermuda Open-Air-Talk

14

 

Stadtparkfest

15

 

Tipps für den prachtvollen Garten – Teil 1

18

 

Bochumer Kult

Die Bochumer Symphoniker – BoSys

17  

10 Jahre Schnitzel-Fritten-Werkstatt

21

 

Paperback Writer

Neues von den Ruhrgebeatles

22  

Wissenswertes Bochum

Alleestraße

23

 

Max Prosa

Aus dem Land der Dichter und Denker

26

online

Schon gewusst?

Auch diese Promis wurden in Bochum geboren!

35

 

kultur

Kultur-Events in unserer Stadt

24

 

tipps

Buchtipp

15

 

Bücher aus Bochum

15

 

neue Filme im Kino, auf Blu-Ray Und DVD

30

online

Der besondere Filmtipp

31

 

Neue Musik

32

online

Bluetooth-Geräte für Reise und Urlaub

33  

Veranstaltungstipps

38

 

nachberichtet

nachberichtet

34

 

kids

Die Seite für Kids

38

 

 

bochum macht spaß
Foto: Verlag

Immer schön Kind bleiben!

Ein Gespräch mit „Die drei Fragezeichen“-Produzent Markus Schäfer bochum macht spaß 8

Interview:

Oliver Bartkowski

Fotos:

Verlag

Foto: Horst Freckmann

Markus Schäfer ist Geschäftsführer der Hamburger Firma HO3RRAUM und mit seinen „Die drei Fragezeichen“ Fulldome-Produktionen äußerst erfolgreich. Auch in Bochum waren und sind extra für die Planetarien produzierte Die drei ???-Shows zu sehen. Aktuell läuft die sehr spannende Folge „Die drei Fragezeichen und der dreiäugige Totenkopf“ im Planetarium. Die drei ??? sind die erfolgreichste Hörspielreihe der Welt und nur wenige wissen, dass der daran beteiligte Markus Schäfer ein Bochumer Junge ist, den es irgendwann einmal zum Wasser nach Hamburg gezogen hat. Es folgt ein informatives Gespräch über die Welt der drei ??? und ein wenig auch über Bochum.

Herr Schäfer, was genau produziert die Firma HO3RRAUM denn alles?
Wir produzieren immersive Hörspiele und andere Audioinhalte für die öffentliche Aufführung an außergewöhnlichen Orten. Das klingt etwas steif, bedeutet aber konkret am Beispiel der „drei ???“, dass wir bislang unveröffentlichte Hörspiele mithilfe einer sehr speziellen 3D-Audiotechnologie unter der Kuppel eines Planetariums aufführen, einer einzigartigen Location und „immersiv“ bedeutet, dass der Besucher durch diese Audiotechnologie quasi in die Handlung eintauchen kann - VR für die Ohren sozusagen.


Wann sind Sie das erste Mal mit Hörspielen in Kontakt gekommen und was war der Auslöser?
Als Kind der BabyBoomer-Generation bin ich mit den alten EUROPA-Hörspielen quasi aufgewachsen, Schallplatte und Kassette waren unser Medium.

Wann gab es den ersten Kontakt mit Heikedine Körting und den drei Fragezeichen?
Die ersten drei ???-Hörspiele wurden 1979 veröffentlicht. Da war ich 16 Jahre alt und wurde akustisch bereits von The Clash, Tubeway Army und Frank Zappa „sozialisiert“, also nicht mehr von Hörspielen. Wirklich entdeckt habe ich Die drei ??? erst berufsbedingt. Das war 1991, als ich bei der damaligen BMG Ariola gearbeitet habe und dort eben auch für das Label EUROPA zuständig war. Im Zuge dessen habe ich natürlich auch Frau Körting kennengelernt.

Wie erklären Sie sich dieses ungebrochene Interesse an den Drei Fragezeichen über einen Zeitraum von Jahrzehnten? Keine Serie ist schließlich auch nur annähernd so erfolgreich.
Den Nährboden für diesen phänomenalen Erfolg bietet zunächst der deutsche Markt. Deutschland ist DAS Hörspiel-Land weltweit. Nirgendwo sonst gibt es eine derart historisch gewachsene und ausgeprägte Hörkultur und dafür sind tatsächlich „Die drei???“ wesentlich mitverantwortlich. Deren Kultfaktor konnte nur entstehen, weil das Feuer für die drei Detektive bei den Älteren nicht erloschen ist und die Flamme sogar an die nachfolgende Generation weitergegeben werden konnte.

Mit HO3RRAUM haben Sie vor einigen Jahren ein völlig neues Konzept verwirklicht. Extra für die Planetarien haben Sie neue Geschichten für Die drei Fragezeichen geschrieben, um diese in einem aufwendigen 3D-Soundverfahren zu präsentieren. Wer hatte diese Idee?
Ich muss zunächst einmal richtigstellen: Die Geschichten, die wir für den HO3RRAUM produziert haben, waren alle bereits als Buch im Kosmos-Verlag erschienen. Es gab sie, aber noch nicht als Hörspiel und das ist ein ganz wesentlicher Bestandteil der Grundidee, die Matthias Krauße und ich zusammen mit den Kollegen vom EUROPA-Label 2013 entwickelt haben. Inspiriert hat uns damals die erfolgreiche Live-Tour „Phonophobia“, die zeigte, was man alles aus einem Hörspiel machen kann. Hinzu kam, dass wir gerade die Planetariums-Produktion „Tabaluga und die Zeichen der Zeit“ im SpacialSoundWave-Format fertiggestellt hatten. Diese Klangtechnologie des Fraunhofer Instituts für Digitale Medientechnologie hat uns total begeistert. So kam eins zum anderen.

Wie lange dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung und waren die drei Sprecher sofort von dem Konzept überzeugt?
Von der Idee bis zur Veröffentlichung hat es knapp 2 Jahre gedauert. Von dem Konzept waren alle Beteiligten sofort überzeugt, aber wirklich verstehen, was da akustisch und bildlich im Kuppelsaal eines Planetariums passiert, kann man erst, wenn man es erlebt hat.

Mittlerweile haben Sie mit der schwarzen Katze aber auch einen der großen Klassiker der drei Fragezeichen in überarbeiteter Form präsentiert. Warum gerade diese Folge und was machte den Reiz aus?
Wir stehen ja immer noch relativ am Anfang der Entwicklung unseres Formates und wollen deshalb immer wieder Neues ausprobieren. Dazu gehörte auch die Neufassung eines Klassikers. Die „schwarze Katze“ bot sich in mehrfacher Hinsicht an: Erstens ist sie eine der beliebtesten Folgen überhaupt und zweitens enthält die Folge tolle Hörräume bzw. Spielorte, die akustisch sehr spannend sind. Drittens konnten wir dank des Original-Buches, das ja viel mehr Handlungsstränge enthält, als das ursprüngliche Hörspiel, ganze 90 Minuten Hörspielerlebnis gestalten.

Wenn jemand eine Planetariums-Show der drei Fragezeichen noch nicht gesehen bzw. gehört hat, wie würden Sie einer solchen Person den Mehrwert in wenigen Sätzen beschreiben?
Gerne würde ich hierzu das Zitat des Berliner Bloggers Marcus Johanus bemühen, der jüngst schrieb: „… Was mich letztlich begeisterte, waren jedoch nicht der besondere Rahmen, die technischen Spielereien oder die Story selbst. All dies ist durchaus eindrucksvoll und für sich gesehen schon ein Besuch wert. Wirklich vom Hocker gerissen haben mich aber die einzigartige Atmosphäre und die innovative Möglichkeit, eine Geschichte auf vollkommen neue Art und Weise zu erleben. …“. Darüber habe ich mich wahnsinnig gefreut, denn genau dieses Erlebnis wollen wir bieten.

Kürzlich habe ich mir das VPT (Vollplaybacktheater) mit der Umsetzung des Gespensterschlosses angeschaut. Ein interessanter Ansatz und durchaus unterhaltsam. Was halten Sie davon?
Ich finde das VPT genial. Auch so ein einzigartiges Format, das aus der Nische heraus entstanden, mittlerweile sogar selbst zum Kult geworden ist und gleichzeitig zum drei ???-Kult beigetragen hat.

Wenn man sich mit den drei Fragezeichen beruflich auseinandersetzt, ist man doch bestimmt im Inneren Kind geblieben, oder ?
Aber natürlich, zumindest Berufsjugendlicher (haha) …!

Jetzt sprechen wir mal über Bochum. Sie sind ein Bochumer Junge, leben und arbeiten aber in Hamburg. Wie lässt es sich denn in Hamburg
so leben?
Mein Leben lang hat es mich immer ans Wasser gezogen. Da ist Hamburg nicht die schlechteste Adresse. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass Hamburg die schönste Stadt in Deutschland ist, wenn es trocken ist oder sogar die Sonne scheint, aber Bochum ist und bleibt meine zweite Heimat. Familie, alte Freunde und natürlich auch das Planetarium lassen mich immer wieder gerne „heimkehren“.

Und Sie kommen in der Woche tatsächlich ohne unser geliebtes Bermuda3Eck klar?
Hier im Norden sagt man: Nützt ja nix!, was soviel heißt wie: Da muss ich jetzt durch !

bochum macht spaß
Foto: Steamhammer

Jasper van‘t Hof | Pianist von Weltruf

Gespräch mit einem Pianisten von Weltruf

Interview: Heinrich Brinkmöller-Becker

Fotos: Heinrich Brinkmöller-Becker

Foto: Heinrich Brinkmöller-Becker

Er gehört zu den ganz großen europäischen Jazz-Pianisten und mit seiner Band „Pili Pili“ war er in den 80-er Jahren so erfolgreich, dass er gleich mal ein neues Genre erfand. Bei Pili Pili wurden zum ersten Mal die komplexen traditionellen Rhythmen Afrikas mit Gesang, Jazz und Fusion gemischt. Eine neue Art von Weltmusik war geboren. Am 10. Juni kommt der große niederländische Meister der 88 Tasten für ein exklusives Solo-Konzert in das  Bochumer Kunstmuseum. Der Bochumer Fotograf und geschätzte Jazz-Experte Heinrich Brinkmöller-Becker traf den sympathischen Musiker zum Interview.

Jasper, Du bist ein Multi-Stilist: Bebob, Free Jazz, Groove Jazz, Jazz Rock, Fusion, Weltmusik... Du giltst als Erneuerer der europäischen Jazzszene mit  unablässigem Erneuerungsdrang. Welche dieser Entwicklungen war bisher für Dich persönlich die Wichtigste?
Der Stil ist nie von vornherein die Basis dafür, was Du spielst oder spielen möchtest, aber Deine Umgebung gibt Dir Fragen, worauf Du mit Deinem Instrument eine Antwort gibst. Musizieren ist ein Gespräch, ein Geben und Nehmen, Fragen und Antworten. Die Improvisation passiert zwischen den Musikern auf der Bühne. Wenn Du nicht im Stande bist, Dein Gegenüber zu verstehen, bist Du nicht der richtige Musiker für ihn (oder er bzw. sie für Dich ?..). Alle Deine vorher beschriebenen Stile sind „understanding basics“, sowohl für den Musiker, als auch auch für das Publikum. Man kann (leider) nicht erwarten, dass ein Teenager zu einem Bebop-Konzert geht; other time, other people, eine andere Gesellschaft. Das Publikum unter 50 Jahren kommt nur aus Neugier, Interesse und Geisteserweiterung. Wir Jazzmusiker müssen riesig dafür kämpfen, diese Generation nicht zu verlieren.

Remscheid war für Deine Karriere als Musiker ein wichtiger Meilenstein. Warum gerade Remscheid?
Wegen des Sommerkurses in Küppelstein an der Musischen Bildungsstätte, damals geführt u.a. von Bruno Tetzner, wo internationale Spitzenmusiker für zwei Wochen eingeladen wurden, um zu unterrichten, ein wirklicher “BRAIN BOOST”.

Du hast mit unzählig vielen Musikern weltweit zusammengearbeitet und bist deshalb bestens vernetzt. Täuscht der Eindruck, dass bei Deinen Besetzungen das Saxophon bzw. die Saxophonisten eine besondere Rolle spielen?
Stimmt, da täuscht Du Dich nicht. Das Saxophon spielt bei Pop, Rock und klassischer Musik kaum eine Rolle. Es ist ein Instrument, bei dem man fast sagen könnte, es ist für den Jazz geschaffen. Meine musikalischen „Lebens-Begleiter“ sind immer noch sehr oft John Coltrane (daher meine Liebe für McCoy Tyner) und Sonny Rollins, aber immer, immer auch Miles. Wie Miles in seinem Denken dem Saxophon Raum ließ, die Farbe nutzte. Bei ihm passen für mich gefühlsmäßig die Saxophonisten zur Unterstützung seines Denken sehr gut ins Bild. Seine Musik brauchte das.

Schmerzt es Dich, wenn Leute mit Deinem Namen ausschließlich Pili Pili verbinden?
Nein, überhaupt nicht. Vorher habe ich davon gesprochen, wie man im Jazz eine andere Generation erreichen kann, ohne sich zu verleugnen. Da ist es mir gelungen. Ich spiele bei Pili Pili meine Soli genau so, wie auch im Duo z.B. mit Philip Catherine, Tony Lakatos oder Ernie Watt oder meine Solo-Axioma-Konzerte.

Du hast mit vielen Größen des Jazz zusammen gespielt, aber auch eine Reihe von Solo-Projekten umgesetzt. Du spielst Alles, was Tasten hat. Hast Du da besondere Vorlieben entwickelt?
Die Vorliebe wurde sozusagen schon entwickelt, als ich 5 Jahre alt war und ist bis heute geblieben, die andere Vorliebe ist immer das Schlagzeug gewesen. Heimlich spiele ich liebendgerne dieses Instrument und entdecke ab und zu, dass man auch mit einem Klavier rhythmische Lücken füllen kann.

Wenn Du Deine Karriere heute Revue passieren lässt, wäre sie Deiner Meinung nach unter heutigen Bedingungen so möglich?
Sicher, aber völlig anders. Das Internet ist unsere neue Plattform. Bist Du im Internet groß, dann erst bist Du auch „on the road“ groß und bekommst Live Acts. Rundfunk, Fernsehen und Zeitungen sind kein Thema mehr als Basis-Unterstützung, die Leute im kulturellen Bereich bewegen sich nur noch über das Internet.

Was hältst Du für die interessantesten Neuentwicklungen in der Musik?
Ich bin begeistert von der unglaublichen Virtuosität der Musiker, von ihrem Know how in der Musik, wodurch schöne und extreme Ideen entstehen! Es gibt aber kaum noch Journalisten, die im Stande sind, das zu hören und so zu entdecken, dabei brauchen wir das Medium für die öffentliche Wahrnehmung.

Du warst häufig Dozent an verschiedenen Konservatorien wie Groningen, Arnheim, Utrecht und längere Zeit in Basel. Welche Erfahrungen hast Du mit jungen Musikerinnen und Musikern gemacht? Was war Dir besonders wichtig, den jüngeren Musikern zu vermitteln?
Es ist für einen sogenannten „Arrivé“ immer ein Gottesgeschenk mit jungen Menschen zu arbeiten. Man verliert dadurch den Kontakt zur Gesellschaft nicht und entdeckt neue Wege, neue Ein- und Ansichten und das immer wieder. Zum Vermitteln ist das Wort PASSION die Grundlage der Kunst, man kann eben nicht ein kleines bisschen ein Künstler sein, entweder Du bist es total, voll oder überhaupt nicht. Es gibt keinen Zwischenweg!

Kannst Du zu Deinem Auftritt im Juni in Bochum schon etwas verraten?
Es wird Material u.a. von meiner Axioma-Solo-CD gespielt, aufgenommen bei Jaro Records aus Bremen und Pseudopodia, einer Duo-CD mit Bob Malach (sax) von der Firma In und Out aus Freiburg.


Diesen Artikel und viele weitere spannende und unterhaltsame Beiträge zum Thema Jazzmusik finden Sie, liebe Leser auf: www.nrwjazz.net

Tickets für das Konzert am 10. Juni im Bochumer Kunstmuseum können Sie per E-Mail für 25 Euro das Stück bei info@wunderbar-marketing.de bestellen oder bei ELPI im Saturn, im WAZ Ticketshop oder im Bo-Marketing Ticketshop auf der Huestraße kaufen.

bochum macht spaß
Foto: Chris Gonz

Max Prosa Aus dem Land der Dichter und Denker

Interview mit dem Shooting Star der neuen deutschen Liedermacher-Szene

Text:

Oliver Bartkowski

Fotos:

Chris Gonz

Foto: Chris Gonz

Max Prosa aus Berlin ist noch jung und trotzdem schon so erfahren. Er ist nicht nur Liedermacher, also Singer/Songwriter, er ist viel mehr. Vor allem ist er ein wunderbarer Geschichtenerzähler und Lyriker, dem man richtig gut zuhören kann. Bei Prosas Konzerten ist Abschalten vom Alltag kein Problem. Der hochbegabte Musiker und Autor nimmt die Zuschauer von der ersten Minute an auf eine nie endend wollende Reise mit, zumindest hofft man das als
Anwesender. Sein erstes Album „Die Phantasie wird siegen“ erschien 2012 und ging direkt auf Platz 20 der deutschen Album-Charts. Sein Auftritt bei „Ina‘s
Nacht“ und sein Part im Vorprogramm der Tour von Clueso befeuerten seinen Bekanntheitsgrad. Nun ist Max zurück mit einem neuen Buch, das den Titel
„Im Stillen“ trägt und einer neuen CD mit dem Titel „Heimkehr“. Im Interview spricht Max Prosa über seine Arbeit, über Berlin und über seine Sympathie
zu Bochum und dem Ruhrgebiet.

Im Klappentext Deines Buches steht geschrieben, dass Du mit etwa 12 Jahren Dein erstes Gedicht geschrieben hast. Deinem Stiefvater hast Du damals erzählt, es sei von Goethe und er kaufte Dir das ab, was ich sehr amüsant finde. Warum wolltest Du unbedingt schreiben und was gab den Ausschlag dafür?
Ich habe damals einfach bloß imitiert, was mich begeistert hat. Das geht als Kind doch so leicht, es gibt keine falschen Fragen, man kennt all die Zweifel noch nicht, man fängt einfach an.

Spannend finde ich vor allem den Mix aus Gedichten, Liedern und Deinen Erzählungen. Enstand diese Idee während des Arbeitsprozesses oder eher rein zufällig?
Das war eher, wie sagt man, ein Kind seiner Umstände. Ich wollte gerne mit einem Buch auf Tour gehen, wusste aber, dass viele Leute mich gerade wegen meiner Musik kennen, so habe ich versucht, beides miteinander zu verbinden. Das hat besser funktioniert als ich es geglaubt hätte. Die Gedichte, die Musik und die Erzählungen reichen sich wunderbar die Hände.

Die Presse verglich Dich bei Deinem ersten erfolgreichen Album, welches bis auf Platz 20 der deutschen Charts ging, als neuen oder deutschen Bob Dylan. Ich sehe das nicht so, denn ich finde, dass Du einen ganz eigenen Charakter hast und musikalisch auch versuchst andere Wege zu gehen.
Siehst Du das auch so?
Ich sehe das wie Du. Bob Dylan kommt aus einer ganz anderen Tradition. Ich finde den Vergleich aber nicht schlecht, weil es ist ja ein schmeichelhafter Vergleich ist, Dylan ist ja mittlerweile Literaturnobelpreisträger, daher kann man sich das durchaus gefallen lassen und es gibt bestimmt schlimmere Vergleiche (lacht).

Gibt es überhaupt Musiker, die Dich geprägt haben?
Ja natürlich. Ich höre sehr gerne Rio Reiser und Ton Steine Scherben und einige der alten Liedermacher, vor allem Franz Josef Degenhardt.

Du hast in Bochum im Studio 108 im Bahnhof Langendreer in Bochum gespielt. Konntest Du Dir unsere Perle im Kohlenpott etwas genauer ansehen oder blieb für eine Stadterkundung keine Zeit?
Bei diesem Konzert kam ich direkt aus Berlin und es blieb tatsächlich keine Zeit, denn es gibt ja immer einen strikten Zeitplan auf Tour. Ichwar aber schon einmal länger in Bochum, weil ich da etwas für mein drittes Album aufgenommen habe, daher kenne ich die Stadt und schätze dieses angenehme offene Flair. Ich würde sagen, dass sich die Freundlichkeit, die man dem Kohlenpott nachsagt, in Bochum am expliziertesten von allen Städten, die ich kenne, ausdrückt.

Danke für die Blumen. Du hast mir jetzt meine Frage vorweggenommen. Der Berliner ist also schon etwas kauzig, oder?
(lacht). Das mit Bochum ist wirklich so. Ich sehe vor allem Unterschiede in der Mentalität. Ja klar, der Berliner ist schon etwas zickig, aber im alten Osten war es eigentlich ähnlich wie in Bochum. Manchmal findet man dort noch etwas davon wieder: die Leute stehen einem Neuankömmling positiv gegenüber, in ein Kneipengespräch wirst Du schnell eingebunden, da bleibst Du nicht lange alleine, es gibt diesen Gemeinschaftssinn. Ich erinnere mich an einen Abend in einer Bochumer Kneipe und nur weil ich dort war, war ich gleich der Teil der Runde. Dieses „Du bist hier, also bist Du dabei“-Ding ist im Ruhrpott schon sehr sympathisch.

In Berlin gibt es diesen wunderbaren Künstler Manfred Maurenbrecher. Kennst Du ihn?
Ja, natürlich. Er ist eine tolle Figur in der Berliner Musikszene. Ich bewundere vor allem seine Übersetzung des Cohen Klassikers „Heart with no companion“, die „Herz ohne Gefährten“ heißt. Alle paar Monate sehen wir uns mal auf einem Event. Es gab bei uns in Berlin drei Tribute-Abende für Leonard Cohen, Johnny Cash und Bob Dylan. In diesem Rahmen hatten wir uns auch mehrfach getroffen.

Du hast im Rahmen Deines Konzerts von einer Zusammenarbeit mit dem Berliner Senat gesprochen. Da geht es um die Integration von Geflüchteten. Du hast auch ein Lied über einen Geflüchteten geschrieben, dem Du Dich angenommen hast. Erzähl doch mal.
Der Berliner Senat hat den Sinan zu mir gebracht und fragte mich, ob ich ein musikalisches Event mit ihm gemeinsam machen könnte. Er kam dann zu mir und erzählte mir seine Geschichte und diese hatte mich so beeindruckt, dass ich direkt daraus ein Lied geschrieben habe.
Manchmal schaut er mit einer Gitarre bei mir auf den Konzerten vorbei und wir machen gemeinsam Musik und er singt eine Strophe aus dem Lied über ihn. Es hat sich mit der Zeit eine richtige Freundschaft entwickelt, ich bin so froh, dass wir uns gefunden haben.

Die kalligraphischen Montagen in Deinem Buch finde ich spannend, das macht das Buch zu etwas Besonderem. Diese sind von Lucian Patermann. Erzähl uns etwas über ihn.
Das ist ein Leipziger Künstler, dem ich irgendwann auf meinem Weg begegnet bin. Ich hatte ein Konzert in Erfurt und er hatte nebenan eine Ausstellung. Ich bin dann mal rübergegangen, um mir das anzuschauen. Ich war sofort von seiner Federführung, seiner Stilistik und der damit verbundenen Ästhetik begeistert. Später habe ich mich an ihn erinnert, nahm Kontakt auf und wir haben uns dann wenig später gemeinsam da rein gestürzt. Es war gar nicht so
einfach, die Texte mit den Zeichnungen zu verbinden, weil es einfach so unwahrscheinlich viele Möglichkeiten dafür gibt. Am Ende waren wir beide sehr geschafft aber auch sehr zufrieden.

Du hast in Bochum auch „Die Flut“ vorgetragen, ein wahnsinnig spannender und intelligenter Text. Ich finde, es geht darin vor allem um Einsamkeit. Wie siehst Du das und was hat Dich dazu inspiriert? Sind das eigene Erfahrungen? Ich weiß, gleich zwei Fragen auf einmal.
Das stimmt. Ich war aber auch schon immer vielerlei. Das sind Erinnerungen und Personen, die einen im Inneren umgeben und das habe ich versucht auszudrücken. Ab und an mache ich diese innere Reise und da geht es auch um Personen, die schon weg sind, aber trotzdem einen prägenden Einfluss auf mich hatten. Die sind ja alle noch in meinem Kopf und dort bleiben sie auch. Das ist das Spannende, damit umzugehen und daraus ist dann halt dieses
Gedicht entstanden.

Wenn Du schreibst, hast Du dann auch gleich die Musik dazu im Kopf oder kannst Du das gut trennen?
Ich kann das gut trennen. Es ist ein Prozess für sich, das mit der Musik zu verbinden. Habe ich die Musik, versuche ich dafür die Stimmung für den Text zu finden. Das ist ganz unterschiedlich. Ich kann aber auch ohne Musik gut arbeiten.

Wie geht es weiter für Dich in diesem Jahr? Was liegt bei Max Prosa noch so Alles an?
Es ist tatsächlich noch ein Theaterstück geplant und zwar am 9. August im Rahmen des Theaternaturfestivals im Harz. Es heißt „Die Reise des lausigen Kapitäns“. Es ist ein Experiment, mal etwas Neues und Anderes zu starten, ansonsten arbeite ich schon an meinem neuen Album und es liegen natürlich noch einige Konzerte an.

Vielen Dank für das Interview Max.
Sehr gerne. Dankeschön.