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Foto: Horst Freckmann

Horst Freckmann – Machen Sie doch mal den Juhnke

Ein Interview mit Horst Freckmann

Interview:

Oliver Bartkowski

Fotos:

Horst Freckmann

Foto: Horst Freckmann

Er spielte Sketche an der Seite von Harald Juhnke und war ein belebendes Element in den Shows des legendären Rudi Carrel. Über 20 Millionen Menschen haben Horst Freckmann damals im TV gesehen. Er war auf dem Weg zu einem der ganz Großen. Warum es letztendlich nicht zum großen Star gereicht hat, Horst Freckmann aber auch heute noch sehr erfolgreich im Geschäft ist, erzählte uns dieser im persönlichen Gespräch im Rahmen der Bochumer Kreativ Rallye.

Herr Freckmann, wann haben Sie die komödiantische Ader in sich entdeckt?
Oh, bereits in der Schule. Ab der siebten Klasse waren Rollenspiele im Deutschunterricht angesagt. Gern übernahm ich die bösen Rollen, da ich sehr früh in den Stimmbruch kam hatte ich zeitig eine sehr tiefe und dunkle Stimme. Doch so sehr ich mich auch mühte, meine Mitschüler fanden meine Rollen immer nur witzig, was bei mir natürlich Unverständnis auslöste. Deshalb erkundigte ich mich bei meinen Mitschülern, weshalb sie meine Auftritte jeweils lustig fanden. Sie meinten, meine Gestik, die schlaksige Körpersprache und dann noch die tiefe Stimme würden unheimlich an Harald Juhnke erinnern. Den kannte ich bis dahin nicht wirklich, also erkundigte ich mich und fand ihn fortan super interessant, also legte ich es darauf an und bei jedem Schultheater, Familien- und Vereinsfest hieß es sehr bald: „Ach Horst, mach doch mal den Juhnke“. Der Bitte den „Juhnke zu machen“ entsprach ich immer lieber und mit immer größerem Erfolg. Dann kam der Tag, an dem ich für mich entschieden habe, ich muss mit dieser Nummer ins Fernsehen und das nur mit einem Grund und Ziel: Ich wollte wissen, mach´ ich es wirklich so gut, wie alle sagen oder ist da immer nur eine Riesenportion Sympathie dabei oder gar Schlimmeres? Also recherchierte ich, in welcher TV-Show es überhaupt möglich war, aufzutreten. Es gab nur eine Show und zwar die von Blacky Fuchsberger „Auf los geht´s los“. Es war das Jahr 1986, ich war gerade 17 Jahre jung und die nächste Show würde in Duisburg stattfinden. Also ab zum Hauptbahnhof Bochum zum Verkehrsverein unter der Leitung von Herrn Lammert, der mir später noch oft begegnen sollte, um eine Eintrittskarte zu bekommen. Mit einem müden Lächeln teilte man mir mit, dass die Show seit Wochen ausverkauft war. Einzig eine sehr unattraktive Karte für die Generalprobe gab es noch, die ich natürlich sehr gern nahm. Der Termin war gekommen und ich fuhr mit dem Fahrrad zum HBF, weiter mit der S-Bahn nach Duisburg und dann mit der Straßenbahn nachDuisburg-Hamborn zur Halle. Meinen Eltern hatte ich vonall dem besser nichts erzählt. In der Halle angekommen,drei Minuten vor Probenbeginn, stand tatsächlich im Foyer ein wahlurnenähnliches Teil, auf dem Folgendes stand:„Wer traut sich?“ Genau das Spiel, bei dem man die Möglichkeit hatte, bei dieser Show mitzuspielen. Ich füllte hektisch einen Zettel aus und schrieb drauf: „Ich traue mich,Harald Juhnke nachzumachen!“ (das Wort imitieren kannte ich bis dahin nicht). In diesem Augenblick erschien derRedakteur, um das Teil abzuholen, sah auf meinen Zettelund bemerkte: „Können Sie das wirklich?“. Ich antwortete:„Es gibt Leute, die das behaupten“. Er ging und ich fandmich auf meinem Platz in der drittletzten Zuschauerreiheein. Gerade hingesetzt wurde mein Name über Mikrofongenannt und die Bitte ausgesprochen, zur Bühne zu kommen. Ich ging dorthin und wurde gefragt, ob ich Lust hätte,in der Generalprobe bei diesem Kandidatenspiel dabei zusein. Ein Tag voller Überraschungen folgte. Nur soviel: DieGenaralprobe meisterte ich mit einer 17-minütigen Showund da Juhnke und Fuchsberger gerade ein kleines Problem miteinander hatten, wollte Fuchsberger die Situationnutzen, um gegenüber Juhnke zu reagieren. Ich trat in der Liveshow auf, knapp 20 Millionen Zuschauer sahen die Show und ich spielte bei der von Fuchsberger angedachten Aktion für Juhnke nicht wie von ihm gewollt mit. Das Publikum amüsierte sich und Juhnke ließ mir über die BILD ausrichten, mich schnellstmöglich kennenlernen zu wollen.

Wie kam ihr Kontakt zu Harald Juhnke und Rudi Carrel zustande?
Eine Woche nach der Fuchsberger Show saß ich bei Harald Juhnke in der Garderobe im Ernst-Deutsch-Theater. BILD hatte eingeladen und ich durfte einen unvergesslichen Tag mit Harald Juhnke verbringen. Am Ende des Tages verabschiedete Juhnke sich bei mir und sagte: „Demnächst machen wir mal watt Richtiges in meiner Show, ruf mich an“. Er gab mir seine Nummer und ein für mich unglaublicher Tag ging zu Ende. Ab dem Auftritt bei Fuchsbergers Show
hatte ich regelmäßig Auftritte mit einer 30-Minuten-Juhnke-Show und Juhnke fragte auch immer nach, wie es lief. Eines Tages nahm ich allen Mut zusammen und rief Juhnke an, um zu fragen, wann ich nun in seine Show darf. Er meinte nur: „Weeste, det Problem is, Dich kennt doch keene Sau. In
meiner Show treten Leute wie Trini Lopez, David Hasselhoff und Peter Alexander auf. Ich schlage vor, Du gehst mal zu Rudi Carrell, der macht doch da jetzt eine Show mit Imitatoren. Sing da irgend watt von mir und dann kommste zu mir!“ Gesagt, getan. Ich bewarb mich bei Rudi, durchlief das Casting und trat dann 1989 in der Oktobershow auf und gewann das „Goldene Mikrofon“ und der NDR lud mich in Juhnkes Show „Willkommen im Club“ ein, wo ich mit Juhnke einen Vater-Sohn-Sketch spielte. Danach folgten mit Juhnke diverse TV-Auftritte, Galas und herrliche private Augenblicke, die ich nicht missen möchte!

In den 70er und 80er Jahren haben zum Teil über 20 Millionen Menschen eine TV-Sendung verfolgt. Ich vermute, dass Sie am nächsten Tag vermutlich an jeder Ecke um ein Autogramm gefragt wurden oder war das gar nicht so dramatisch?
Es war nicht dramatisch, es war noch heftiger. Meinen Auftritt bei Fuchsberger, Carrell und Juhnke sahen immer rund 20 Millionen, wie Sie schon sagten. Anschließend ist die Presse nicht zu vergessen, denn man war auf dem Titelblatt von WAZ & BILD und das sogar mit einem Foto. Der Gang zur Berufsschule, die Fahrt mit der Straßenbahn, der Verkauf in der Bäckerei Kroniger, der Kauf eines Smokings bei Fischer und selbst in der Pommesbude war plötzlich Alles anders. Insgesamt natürlich positiv, aber ich verstand das immer nur schwer, war ich doch tags zuvor dieselbe Person.

Heute würde man Ihre Funktion als klassischen Sideman bezeichnen. Warum haben Sie bei Ihrem damaligen Bekanntheitsgrad keine eigene Sendung moderiert?
Nachdem ich für Rudi Carrell als Autor gearbeitet habe und ihn bei drei verschiedenen Produktionen bei der Arbeit beobachten durfte, begann ich Mitte der 90er Jahre damit, neue Showkonzepte zu schreiben. Nachdem diese auf Papier fertig waren, wurden diese von Rudi begutachtet und anschließend als TV Pilot (im Prater Bochum) gedreht. Damals konnte ich die Konzepte nicht platzieren, obwohl Rudi sehr unterstützte. Heute denke ich, dass wir mit den Ideen einfach nur zu früh waren, da aktuell die Art von Formaten sehr gefragt sind und ich die alten Ideen gerade ins Heute umschreibe. So freue ich mich sehr, dass ein privater und ein öffentlich rechtlicher Sender gerade Interesse bekunden.


Mittlerweile treten Sie mit Ihrem alten Kollegen Peter Grimberg auf, der vor allem für seine Peter Alexander Shows bekannt ist. Gibt es in der heutigen Zeit tatsächlich eine solch große Nachfrage für die alten Shows?
Ja, wir spielen nun seit fast zehn Jahren „Servus Peter“. Das ist eine Hommage an den großen Peter Alexander und spielt im „Weissen Rössl“, entsprechend der Filmvorlage. Dort werden die Hits von Peter Alexander, Caterina Valente und der Humor von Heinz Erhardt in einer leichten lustigen Inszenierung präsentiert.


Sie arbeiten aktuell an einem Buch. Was dürfen wir von Ihnen erwarten und wann soll es erscheinen?
Harald Juhnke wäre 2019 neunzig Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass spiele ich an seinem Ehrentag in Berlin, sowie anschließend als Tournee ein Geburtstagskonzert unter dem Titel: „Freckmann singt Juhnke“, eine Show mit den Hits, Sketchen und Anekdoten von Harald Juhnke. Die Anekdoten sind real erlebte Situationen mit Harald Juhnke, aber auch Erlebnisse, die ich als Imitator erlebt und in meinem Buch „Bleib doch nur Juhnkes Imitator“ erzähle und verarbeite. Ein rundum positiver Rückblick mit witzigen Geschichten, die nur das Leben schreiben konnte, also keineswegs ein frustrierter Rückblick eines Imitators, dem die große eigene Karriere verwehrt blieb!


Momentan sind Sie wieder auf Tour. Darf ich fragen mit welchem Programm und kann man Sie auch bei uns in der Nähe sehen?
In diesen Tagen startet die Frühjahrs-Tournee „Servus Peter“ mit Terminen vorwiegend in Süddeutschland.Da wir im letzten Jahr in Herne und Wattenscheid gespielt haben, sind wir erst einmal nicht in der Nähe. „Hotte & Toto“, die Polizei-Comedy mit dem Bochumer Kult-Polizisten „Toto“ Torsten Heim spielen wir u.a. vom 19.-21.10.18 im Rathaustheater in Essen.


Vielen Dank für das sehr sympathische Interview.
Sehr gerne.