bochum macht spaß
Foto: Michael Grosler | Stadt Bochum - Referat für Kommunikation

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch im Interview

Interview:

Oliver Bartkowski

Fotos:

Martin Steffen| Stadt Bochum - Referat für Kommunikation

Michael Grosler | Stadt Bochum - Referat für Kommunikation

Foto: Martin Steffen | Stadt Bochum - Referat für Kommunikation

Seit einigen Monaten ist Thomas Eiskirch nun im Amt und wir wollten einmal wissen, wie ihm sein neuer Job als Oberbürgermeister gefällt, was es Neues gibt und vor allem, was für die Zukunft geplant ist. Die obligatorische Frage nach unserem VfL konnten wir natürlich nicht aussen vor lassen und das Musikforum war selbstredend auch ein Thema.

Herr Eiskirch, wie gefällt Ihnen das Amt als Oberbürgermeister und hat sich der Blick aus der neuen Position auf die Probleme der Stadt für Sie verändert?

Die Arbeit macht mir sehr viel Freude. Ich habe enorm viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stadtverwaltung kennen gelernt, die gemeinsam mit mir, Vieles verändern wollen. Wir wollen Neues wagen, ermöglichen statt ausbremsen. Gleichzeitig erlebe ich ein großes Engagement der Bürgerinnen und Bürgern in dieser Stadt. Das ist schon etwas Besonderes, dass so viele Menschen ein Interesse daran haben, die Stadt mitzugestalten.

Was sind die aktuellen Themen, an denen Sie gerade arbeiten?

Ich möchte erreichen, dass Bochum eine junge Stadt ist, in der man gerne alt werden will. Eine Stadt, in der man in jeder Lebenssituation den richtigen Wohnraum findet, dass Leute, die bleiben wollen, auch bleiben können und dass die, die herkommen wollen, hier auch Raum finden und dass Bochum eine Stadt ist, die einfach Lebensfreude macht. Aktuell beschäftigen wir uns damit den Nachholbedarf, sowohl im höherwertigen, als auch preisgünstigen Segment, aufzuholen. Wir haben die wirtschaftliche Entwicklung im Blick und tun Viel, damit Bochum eine konkurrenzfähige Stadt bleibt. Die Ergebnisse der ersten Monate sind vielversprechend: Der DAX-Konzern Vonovia SE bleibt in Bochum und baut hier seine neue Konzernzentrale, die Deutsche Post DHL baut auf der Fläche Mark 51/7 ein neues Logistikzentrum und engagiert sich in der Stadt. Bochum ist bundesweit die größte Stadt, in der jedes Paket der Firma DHL mit einem Elektrofahrzeug ausgeliefert werden wird, elektromobil und CO2 frei! Das sind Dinge, die deutlich machen, dass wir für Neues offen sind und wir als Stadt und Verwaltung unterschiedlichsten Unternehmen die Möglichkeit geben, innovative Dinge mit uns gemeinsam umzusetzen. Das ist auch eine Basis für die Zukunft, um weitere und vor allem interessante Arbeitsplätze zu schaffen.

Was denken Sie, wie Bochum in anderen Städten wahrgenommen wird? Man hört ja immer wieder: „Mein Gott, Bochum! Was habt ihr denn schon ausser Grönemeyer und dem Starlight Express?“.

Zuerst einmal: Wir sind sehr stolz auf Herbert Grönemeyer. Er ist ein echter Markenbotschafter und welche Stadt hat schon eine eigene und so berühmte Hymne? Der Starlight Express rollt seit 1988 hier und ist das besucherstärkste Musical der Welt, aber natürlich hat Bochum noch viel mehr zu bieten und dies wird in anderen Städten auch wahrgenommen. Wir sind der zweitgrößte Hochschulstandort in NRW und der fünftgrößte in ganz Deutschland. Studenten prägen immer mehr das städtische Leben. Unser Schauspielhaus ist eine der besten deutschsprachigen Sprechtheaterbühnen. Bochum total feierte gerade 30jähriges Jubiläum, die Eröffnung des Musikforums steht vor der Tür, der Hauptspielort der Ruhrtriennale ist die Jahrhunderthalle Bochum, Urbanatix entwickelt sich zum kulturellen Hotspot. Kleine, aber enorm kreative Quartiere wachsen. Dieses Gesamtklima und die Offenheit der Bochumer Bürgerinnen und Bürger in dieser familiären Großstadt leben zu wollen und Neues entwickeln zu können, das ist etwas ganz Besonderes. In Bochum tut sich was und dieses Gefühl hat man überall in der Stadt.

Wie stehen Sie zum neuen Musikforum bzw. warum denken Sie, braucht Bochum ein solches Haus?

Es gibt natürlich unterschiedliche Meinungen dazu. Wir haben als Stadt immer gesagt, dass wir eine Lösung für diesen Standort brauchen und es uns nicht erlauben können, mitten in der Stadt eine solch klaffende Wunde, eine Brache, zu haben. Es gab Geld von der EU und vom Land und eine Immobilie im Wert von 38 Millionen Euro, die wir ins städtische Eigenkapital nehmen können, für die die Stadt selbst nur 3 Millionen Euro zahlen musste. Ein gutes Geschäft, wenn sichergestellt ist, dass die Betriebskosten tragbar bleiben. Mit unseren erstklassigen Symphonikern und der schon jetzt gegebenen Nachfrage bezüglich der Abos bin ich mir sicher, dass das Musikforum eine Erfolgsgeschichte wird. Es geht aber ja auch darum, den Symphonikern eine eigene Spielstätte zu ermöglichen. Dieses hervorragende Orchester gibt es seit den 20er Jahren und bis heute haben sie keine eigene und feste Spielstätte.

Verliert das Schauspielhaus dadurch an Qualität?

Auf keinen Fall. Wir wollen doch wieder in die Champions-League der deutschen Schauspielhäuser und mit der Verpflichtung von Johan Simons haben wir den richtigen Mann dafür. Mit Johan Simons wird es konzeptionell und inhaltlich eine spannende Kooperation zwischen Schauspielhaus, den BoSys und dem Musikzentrum geben.

Werden die kleinen, unabhängigen Theater in Zukunft mehr gefördert werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

In Bochum arbeitet nicht Hochkultur gegen Subkultur, sondern alle arbeiten miteinander und nicht gegeneinander. Die Theater werden entsprechend gefördert und wir haben Verträge im Bereich der freiwilligen Leistung geschaffen, die den kleineren Kultureinrichtungen eine Planungssicherheit über das Haushaltsjahr der Stadt hinaus geben. Das gibt es in keiner anderen Kommune.

Wie bewerten Sie die Kulturszene in Bochum im Allgemeinen?

Die ist absolut super! Wir sind breit und mit Qualität aufgestellt. Alleine das Projekt Urbanatix ist eine Riesensache. Hier bewegen wir die Massen im Ruhrgebiet. Ihr Ziel: Bochum.

Mal etwas ganz Anderes: Wie bewerten Sie denn die Situation des VfL Bochum als bekennender Ostkurven-Fan?

Also, Christian Hochstätter hat bei den Neuverpflichtungen bislang immer ein gutes Händchen bewiesen und man weiß ja nie, wie die neuen Spieler sich entwickeln, aber ich hoffe, dass wir möglichst bald wieder den Aufstieg packen.

Sie haben tatsächlich Hoffnung für die Erste Liga?

Aber klar, der Balkon ist reserviert (lacht).

Einige Fußballplätze haben in Bochum noch einen Ascheplatz, beispielsweise die TuS Querenburg. Andere Vereine wie z.B. Concordia Wiemelhausen dagegen haben eine neue, traumhafte Anlage erhalten. Dort ist eine regelrechte Anmeldeflut ausgebrochen.

Vorweg, ich habe selbst bis zur B-Jugend bem TuS Querenburg auf Asche gespielt und kenne ganz genau die Bedingungen. Wer über einen Kunstrasen verfügt, hat natürlich extreme Standortvorteile, daher investieren wir noch einmal massiv. Es gibt ein Sonderprogramm für Kunstrasenplätze, das mit 700.000 Euro pro Jahr für die nächsten fünf Jahre dotiert wurde und es wird in den nächsten Jahren bis zu fünf weitere Kunstrasenplätze in der Stadt geben. Gleichzeitig gilt: Wollen wir Alles und überall in minderer Qualität oder konzentrieren wir uns lieber auf ein paar Standorte weniger, dafür aber in absoluter Top-Ausstattung? Das gilt auch für Schulen, Schwimmbäder und viele andere Themenbereiche und ich bin dabei ein Anhänger der zweiten Lösung.

Vielen Dank für das Interview Herr Eiskirch.

Sehr gerne.