BERNARDO | EIN STARKER TYP
BERNARDO | EIN STARKER TYP
Neben seinem Landsmann Danilo Soares, der bereits seit 2017 für den VfL Bochum 1848 mit beinahe schon Ruhrpott-Leidenschaft gegen das runde Leder kickt, tanzt nun ein weiterer Brasilianer anne Castroper als Abwehr- Bollwerk und fast schon Publikumsliebling im Ruhrstadion den Fußball-Samba. Sein Name: Bernardo Fernandes da Silva Junior, kurz: Bernardo. Mehr über den ebenso wichtigen wie spannenden Neuzugang aus Südamerika im Team des VfL Bochum 1848 erfuhr Bochum macht Spaß im Gespräch mit Bernardo selbst.
Du spielst seit 2016 – mit einer dreijährigen Unterbrechung in England – im deutschsprachigen Raum Fußball. Wie ist es um deine deutschen Sprachkenntnisse bestellt? Können wir das Gespräch auf Deutsch führen?
Natürlich. Auf Englisch ist es einfacher, aber auch auf Deutsch ist es ganz passabel. Die meisten Menschen ver stehen mich und ich verstehe alles.
Hattest du von frühester Kindheit an den Wunsch, dem Werdegang deines Vaters zu folgen, der brasilianischer Nationalspieler war und auch bei Bayern München spielte, und ebenfalls Profi-Fußballer zu werden?
Ja, mein Vater war immer mein großes Vorbild und ich war von klein auf in dieser Fußballwelt. Nach seiner Karriere ist mein Vater Berater in Brasilien geworden. Da war ich immer mit im Stadion und auch zu Hause haben wir viele Spiele zusammen geschaut. Ich habe diesen Wunsch immer gehabt, wusste aber, dass es nicht einfach wird. Irgendetwas mit Fußball sollte es aber auf jeden Fall werden. Mein Plan B war es, auch Berater oder Journalist zu werden. Ich habe vor meinem Wechsel nach Salzburg sogar sechs Monate Journalismus studiert.
Ist es nur ein Klischee oder ist da etwas Wahres dran, dass beinahe alle Babys in Brasilien bereits mit einem Ball am Fuß geboren werden?
Ich glaube, früher als mein Vater ein Kind war, stimmte das schon. Es gab viele Fußballplätze, die Kinder konnten einfach auf den Straßen spielen. Das ist heute anders. Ich habe Fußball nur in der Schule oder im Verein gespielt. Früher hast du nur einen Ball und zwei Schlappen gebraucht, heute musst du für Fußballschuhe und den Verein bezahlen. Fußball ist in Brasilien ein Sport für die Reichen geworden. Ein Ticket im Stadion hat früher um die 2 Euro gekostet, heute kostet das günstigste Ticket für ein Erstliga-Spiel 50 Euro. Nach der WM 2014 in Brasilien mussten die Vereine die neuen Stadien abbezahlen. Da haben die Kinder aus den Favelas keine Chance.
Du hast in der Mannschaft des VfL Bochum 1848 sehr schnell Fuß gefasst und bist zu einem Stammspieler geworden. Wer oder was hat dir besonders dabei geholfen?
Das waren vor allem Danilo Soares und Cristian Gamboa, zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere. Mit Danilo teile ich die Kultur. Er ist auch Brasilianer und etwas introvertierter. ‚Gambo‘ ist dagegen extrovertiert, war von der ersten Minute an offen und hat mir direkt seine Handynummer gegeben. Beide haben mir direkt ihre Hilfe angeboten. Aber auch Anthony Losilla spricht perfekt Spanisch und hat mir als Kapitän sehr geholfen, mich zu integrieren.
Als du dich damit beschäftigt hast, beim VfL Bochum 1848 einen Vertrag zu unterschreiben, was war dir zu diesem Zeitpunkt über den Verein und vielleicht sogar die Stadt Bochum bekannt?
Ehrlicherweise wusste ich über die Stadt nicht so viel. Ich kenne Städte wegen der Fußballklubs. Hamburg beispielsweise wegen St. Pauli und dem HSV, Bochum durch den VfL. Und wer sich im Fußball auskennt, der weiß, dass im Ruhrgebiet das Herz von Fußball-Deutschland schlägt. Bochum ist ein Ort für alle, die hart arbeiten. Ich mag diese Identifikation mit dem Verein.
Hattest du bisher ausreichend Gelegenheit, die Stadt Bochum zu entdecken?
Am Anfang habe ich hier im Hotel gelebt und mein Vater war auch vor Ort. Da waren wir viel unterwegs. Bei den Restaurants war El Toro die Nummer eins, El Rancho war auch sehr gut, genau wie die Tapas bei La Mesa. Ich würde gerne mehr in der Stadt machen, wohne jetzt aber in Düsseldorf und habe einen Hund zu Hause. Den kann ich nicht allzu lange allein lassen. Aber ich hoffe, ihn bald so zu trainieren, dass er im Auto mit zum Training nach Bochum kommen kann.
Wie kommst du mit der Mentalität der Menschen im Ruhrgebiet klar?
Alle sind sehr offen und herzlich zu mir. Als ich in Leipzig war, habe ich gehört, dass die dortige Region etwas kompliziert ist, aber ich habe keine Probleme gehabt, weil ich Fußballer war. Wenn du für Leipzig spielst, ist es egal, ob du Deutscher, Brasilianer, schwarz oder weiß bist. Hier in Bochum wissen die Menschen manchmal nicht, dass ich Spieler beim VfL bin und sind trotzdem alle nett zu mir. Da hat keiner hat ein Problem damit, dass mein Deutsch nicht perfekt ist oder dass ich Ausländer bin.
Du hast nun bereits eine ganze Reihe von Spielen mit dem VfL Bochum 1848 absolviert. Welches war ein besonderes Spiel für dich, welches war zum Vergessen?
Ich glaube, persönlich hatte ich gegen den VfL Wolfsburg mein bestes Spiel. Da habe ich auch ein Tor gemacht und es war unser erster Heimsieg. Als Mannschaft war das wichtigste Spiel bisher auswärts in Darmstadt, unser erster Saisonsieg. Und gegen die Bayern gewinnt man auch nicht alle Tage… Vergessen würde ich gerne das Hinspiel und das Spiel in Stuttgart. Es war mein erstes Spiel für Bochum und wir haben 0:5 verloren. Da habe ich mir natürlich meine Gedanken gemacht, was das für eine Saison werden wird. Aber ich habe vom ersten Training an gemerkt, dass wir eine gute Mannschaft haben.
Steht auf deiner To-Do-Liste auch, es genauso wie dein Vater in die Nationalmannschaft deines Heimatlandes Brasilien zu schaffen?
Es ist auf jeden Fall ein Traum, mein Land repräsentieren zu dürfen. Ich glaube, ich könnte es schaffen, aber dafür muss ich noch mehr arbeiten. Wenn du für einen großen Klub spielst, hast du als Spieler einen anderen Status. Hier muss ich mehr machen, um mir einen Platz in der Nationalmannschaft zu verdienen. Es ist schwierig, aber im Fußball kann alles passieren.
Sprechen wir abschließend über das Restprogramm des VfL Bochum 1848 in dieser Saison: Wie sicher bist du dir, dass es dem VfL Bochum 1848 mit einer tatkräftigen Unterstützung wieder gelingt, den Klassenerhalt zu schaffen?
Ich glaube, zu Hause sind wir mit unseren Fans immer sehr stark und es kann gegen jeden Gegner alles passieren. Wir sind auf einem guten Weg, müssen aber bis zum Schluss aufpassen. Wir machen es als Mannschaft gut, dürfen uns darauf aber nicht ausruhen und müssen früh die nötigen Punkte holen, um am Ende der Saison etwas entspannter sein zu können.
Bernardo, Bochum macht Spaß dankt herzlich für das Gespräch und wünscht eine erfolgreiche und gesunde Restrunde.