KYRA MALINOWSKI | ES DARF NOCH EIN BISSCHEN MEHR SEIN!
KYRA MALINOWSKI | ES DARF NOCH EIN BISSCHEN MEHR SEIN!
Seit knapp zwei Jahren ist die gebürtige Bochumerin Kyra Malinowski die Trainerin der Regionalliga- Frauenmannschaft des VfL Bochum 1848. Die hauptberufliche Deutsch- und Sportlehrerin hat bereits eine Reihe von Erfolgen mit ihrem Team zu verzeichnen und mit dazu beigetragen, dass anne Castroper nicht mehr ausschließlich den Männern beim Kicken zugeschaut wird. Während die nämlich unten in der Tabelle um den Klassenerhalt ringen, machen sich Kyra Malinowski und ihre Mannschaft berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Mit der Bochumerin sprach David Wienand für Bochum macht Spaß natürlich über die sportlichen Dinge, aber auch über Privates.
Frau Malinowski, welche Ziele haben Sie sich mit der Mannschaft für die laufende Saison gesetzt, und wie optimistisch sind Sie, diese spätestens Ende Mai mit dem letzten Heimspiel gegen die SGS Essen II erreicht zu haben?
Wir möchten an die Leistung aus der Hinrunde anknüpfen und dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Die Leistung der Mannschaft in den Vorbereitungsspielen stimmt mich optimistisch. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen werden, aber natürlich spielen auch äußere Einflüsse wie beispielsweise weitere Verletzungen eine entscheidende Rolle.
Sind Sie mit der Publikumsresonanz auf die bisherigen Erfolge zufrieden oder darf es durchaus noch ein bisschen mehr sein?
Es darf durchaus noch ein bisschen mehr sein. Die Spiele im Ruhrstadion sind mir sehr gut im Gedächtnis geblieben. Die waren schon etwas sehr Besonderes. Ausschlaggebend dafür waren natürlich die Fans.
Sehen Sie den Frauenfußball im Allgemeinen weiterhin im Aufwind in Deutschland?
Definitiv. Die Zuschauerzahlen steigen immer weiter an. Es gibt die Möglichkeit, alle Spiele am Wochenende im Fernsehen zu schauen. Strukturell werden auf vielen verschiedenen Ebenen die Bedingungen verbessert. Ich freue mich auf alles, was kommt und sehr auf die weiteren Entwicklungsschritte.
Was muss aus Ihrer Sicht getan werden, um das Interesse am Frauenfußball noch weiter und dauerhafter zu steigern?
Dieses Thema kann man aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten, und ich glaube die Antwort kann so vielschichtig sein, dass man sie nicht in ein paar Sätzen vollumfänglich erklären kann. Ein wichtiger Faktor, der sich aber schon enorm weiterentwickelt hat, ist die mediale Berichterstattung. Jede Spielerin muss ein Gesicht bekommen, und die Menschen müssen wissen, wer hinter der Nummer xy steckt. Ein anderer Aspekt wäre die strukturelle Veränderung an der Basis. Junge, talentierte Spielerinnen müssen schon von klein auf mehr Einheiten absolvieren wie bei den Jungs.
Und der VfL? Unternimmt der Verein sein Möglichstes, um den Frauenfußball voranzubringen und auch Ihrem Team zur Meisterschaft zu verhelfen?
Auf jeden Fall. Es macht momentan so viel Spaß, Zeit und Energie in dieses “Projekt” zu stecken, weil alle am selben Strang ziehen und dasselbe Ziel verfolgen.
Haben Sie ein Vorbild unter den Trainerinnen und Trainern im Frauenfußball?
Das ist natürlich schwer zu beurteilen, weil man so viele Einblicke von Trainerinnen dann doch nicht gewährt bekommt. Aber wenn man die Erfolge von Sarina Wiegmann (die Niederländerin Sarina Wiegmann ist die aktuelle Trainerin der englischen Fußballnationalmannschaft der Frauen; 2022 gewann sie mit der englischen Nationalmannschaft die Europameisterschaft; Anm. d, Verf.) betrachtet, ist das schon enorm beeindruckend. Hinzu kommt noch, dass sie sehr sympathisch und geradeaus wirkt.
Sie selbst sind als Spielerin von großem Verletzungspech verfolgt gewesen. Haben Sie daher ein besonderes Auge darauf, dass Ihre Spielerinnen davon, so gut es geht, verschont bleiben?
Das kann man wohl so sagen. Ich verfolge dann oftmals den Plan, dass ein paar Tage mehr Pause besser sind als eine erneute Verletzung zu provozieren. Besonders wenn es sich um das Knie dreht.
Kommt Ihnen Ihre berufliche Ausbildung und Tätigkeit als Lehrerin für Sport und Deutsch nun als Trainerin zugute?
Ich habe schon immer gerne mit unterschiedlichen Menschen zusammengearbeitet. In beiden Bereichen ist enorm viel soziale Kompetenz gefragt. Ich denke, dass ich dahingehend sehr gut aufgestellt bin.
Wie entspannen Sie, wenn Sie sich einmal nicht mit Ihrer Mannschaft und dem Fußball beschäftigen?
Das kommt nur selten vor. (lacht) Aber wenn, dann mache ich selbst Sport, entspanne in der Therme oder verbringe Zeit mit meinen Liebsten und versuche, den Fokus mal nicht auf den Fußball zu legen.
Wagen Sie eine Prognose, auf welchem Tabellenplatz die Herren die Saison 2023/2024 abschließen werden?
Hauptsache überm Strich! Der Klassenerhalt wäre wieder ein Riesenerfolg für den VfL.