THOMAS GERRES | KONFERENZ MASTER
Herr Gerres, mit ihrem neuen Coaching-Modell KonferenzMaster wenden Sie sich an Führungskräfte mit dem Ziel, diese fit für ihre Videokonferenzen zu machen. Führungskräfte sind ja nicht umsonst Führungskräfte geworden. Warum brauchen diese also noch ein Coaching?
Sie wissen, wie Sie sich bei persönlichen Meetings mit Geschäftspartnern, Kunden und Kollegen ihrem Gegenüber als Führungskräfte gut und sicher verhalten. Der „Auftritt vor Mikrofon & Kamera“ ist jedoch für die meisten Führungskräfte eine völlig ungewohnte Situation, die sie noch nie in, oder nur am Rande ihres Berufsleben erlernt haben. Selbst die Führungsrede vor Mitarbeitern auf einer Bühne wird oft zum adrenalingetränkten Desaster. Sobald eine Kamera eingeschaltet ist, macht der Körper auch mit Führungskräften Dinge, die sich nicht schön anfühlen. Ein trockener Mund, Herzrasen, Sprachfindungsschwierigkeiten und Lampenfieber bewirken im schlechtesten Fall ein völliges „black out“. Das haben schon Manager von ganz großen Unternehmen bewiesen und sind damit in ein Imageloch gefallen, das zudem viel Geld gekostet hat, weil sie somit nur noch als unprofessionell wahrgenommen wurden. Führungskräfte merken ganz schnell selbst, dass sie für solche Situationen gecoacht werden müssen, gestehen sich das jedoch nicht gerne ein.
Sie coachen über Video. Ist das eine Idee, die aufgrund der Corona-Situation entstanden ist oder war vorher schon etwas in diese Richtung geplant?
Meiner Ansicht nach bedarf dieses Coaching nicht einmal dem Umstand der Corona-Problematik, denn die Nachhaltigkeit und die Idee über den Bildschirm zu coachen, ist ja tatsächlich sehr zeitsparend, oder? Videokonferenzen sind ja keine neue Erfindung, aber aufgrund der Corona-Pandemie fanden von heute auf morgen keine Besprechungstermine, Verhandlungen oder Messen vor Ort mehr statt und die Taktung der Online-Meetings, also der sogenannten „Videokonferenzen“ wurden das Mittel der Wahl. Auch für mich als Moderator- und Mediencoach fielen Präsenzseminare komplett weg. Ich bekam mehr und mehr Nachfragen von Interessenten, ob ich sie auch online coachen kann. Ein solches Seminar in Präsenz ist oft auf einen ganzen Tag oder sogar über mehrere Tage angelegt. Das fiel nun weg und es kam die Überlegung nach einer Alternative...zeitsparend und dennoch effektiv. Jeder Interessent sollte selbst entscheiden, wann und von wo er meine Experten-Tipps am besten verinnerlichen kann.
Wie kam es zu dieser Idee? Eine solche Umsetzung ist ja durchaus zeitintensiv.
Es kam die Frage auf, wie man das Beste aus dieser visuellen Form des Informationsaustausches in Videokonferenzen herausholen kann, um sich und sein Unternehmen trotz der Entfernung gut darzustellen. Welche Fettnäpfchen sollten bei einer Videokonferenz unbedingt vermieden werden? Seit Ende 2020 habe ich mit der Bochumer Filmproduktionsfirma WESTWIND MEDIEN GmbH unter der Geschäftsführung von Dominik Buch ( u.a. Schauspieler „Club der Roten Bänder“) und Daniel Roeschies das „Video-Seminar“ unter dem Titel KonferenzMaster produziert. Dies ist ein Gemeinschaftsprojekt mit mir, als erfahrenem Moderator & Coach vor der Kamera. In mehr als 30 kurzen Filmsequenzen, mit einer Länge von jeweils 8 bis 15 Minuten, behandele ich Themen von Kameraposition, Körpersprache, Stimme bis hin zu der Wichtigkeit von Mimik & Gestik.
Wo sind die meisten Schwachpunkte bei Führungskräften zu finden?
Führungskräfte haben gelernte und antrainierte Stärken und Sicherheit in ihren Zuständigkeitsbereichen. Sie können mit Zahlen und Entscheidungen umgehen. Diese Qualitäten zeichnen sie aus und machen sie oft zu harten Brocken in der Geschäftswelt. Sie sind aber auch Menschen mit einer Gefühlswelt, die teils von ihrem Unterbewusstsein gesteuert wird. Dieses unbewusste Handeln zeigt sich in ihrer Stimme, Körpersprache und Mimik. Ganz oft beobachte ich, dass kein Einklang zwischen diesen äußeren Signalen und der inneren Haltung herrscht. Die Stärke und Sicherheit für die wichtigen Momente vor der WebCam oder für Auftritte fehlen. Das, was wir alle bei Videokonferenzen sehen, ist oft ein Gruselkabinett. Es braucht professionelle Anleitung und die gebe ich.
Können denn alle Führungskräfte mit konstruktiver Kritik gut umgehen und was sind die Punkte, bei denen nachgebessert werden muss?
Das Grundinteresse an meinen Seminaren ist auf jeden Fall da. Schnell erfahre ich im Vorgespräch, an welchen Stellen es bei den Führungskräften hakt. Oft bekomme ich Selbstzweifel dieser Personen an mich herangetragen wie: „Ich ertappe mich ganz oft dabei äääähs und mmmmh von mir zu geben.“ Die Antwort zur Nachbesserung ergibt sich dabei schon von selbst. Ich motiviere bereits im Vorgespräch und aktiviere somit die Selbsterkenntnis und den Wunsch nach mehr Souveränität meiner Klientel.
Sie standen in mehr als 1300 TV-Sendungen vor der Kamera: WDR, Pro7, Sat.1 usw. Sie haben sich bestimmt viel bei den Profis abgeguckt als Sie am Anfang ihrer Karriere standen, oder?
Tatsächlich hatte ich bereits als 16-jähriger Schülerzeitungsredakteur des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums den Journalisten in mir entdeckt. Im Fernsehen fand ich Moderator Michael Schanze immer gut und hatte dadurch den unbändigen Wunsch, selbst einmal vor der Kamera zu stehen. Während meiner Medienausbildung beim WDR wurde ich von TV-Grössen wie Claus-Hinrich Casdorff und Friedrich Küppersbusch trainiert. Ein toller Wegbegleiter in der Fernsehwelt war und ist es bis heute, Kollege Ulli Potofski (RTL/sky)