bochum macht spaß
Foto: Plattenfirma/Frida Gold

FRIDA GOLD | „LIEDER DER NACHT“ IN BOCHUM

Text: David Wienand
Foto: Plattenfirma/Frida Gold

Zurück in ihre Heimat, in das Ruhrgebiet, hat es die für einige Zeit Wahl-Berliner, aber im Herzen immer Revier-Bürger gebliebenen Alina Süggeler und Andi Weizel, besser bekannt unter ihrem Bandnamen Frida Gold, gezogen. Wie klug dieser Schritt gewesen ist, zeigen Alina und Andi nun mit den vierzehn Songs ihres vierten Studioalbums »Wach«, das das Band- Duo sowohl musikalisch, als auch lyrisch auf der Höhe der Zeit und gleichzeitig auch tatsächlich wach und nachdenklich, aber auch mit unbekümmertem Charme, einem frischen Pop, frönend präsentiert. Zwar kommt das Album erst im Herbst auf den Markt, aber David Wienand hat Alina und Andi bereits vorab exklusiv für Bochum macht Spaß sprechen können.

Ihr seid zurück in die Heimat ins Revier gekommen und laut aktueller Info wohnst du, Alina, nun in einer „sonnigen Remise in Bochum“. Warum wieder zurück in Bochum?
Alina: Vor allem haben wir in Bochum einen Ort gefunden, an dem wir für Frida Gold kreativ sein können. Hier fühlen wir uns und das Drumherum. Ich denke, wenn es nur um meinen Wohnort geht, entscheide ich mich immer eher für ein Leben im Grünen.

Sind die neuen Songs bereits von der Rückkehr ins Revier oder sind sie noch eher „berlinerisch“ bzw.„hauptstädtisch“ geprägt?
Andi: In den neuen Songs ist der Puls des Ruhrgebiets spürbar, zumindest fühle ich das so. Durch unsere Rückkehr ins Ruhrgebiet wurde auch die hiesige Mentalität, unsere Mentalität, in uns wieder wach und hat Einzug in die Sprache und Themen genommen.

Die ganze Nation liegt als Folge einer weltweiten Pandemie eher danieder und ihr nennt euer neues Album »Wach«. Da scheint wohl ganz viel Optimismus in den neuen Songs zu stecken, oder?
Alina: Wach sein, wach bleiben, sich seiner selbst bewusst werden und seinem Gegenüber offen und empathisch begegnen, die eigenen Themen kennen und den Blick heben für die Themen unserer Zeit. Das ist eine der Chancen, die diese weltweite Krise mit sich bringt.

Habt ihr als Künstler Unterstützung während der Corona- Krise erfahren?
Andi:
Seitdem die Veranstaltungsverbote greifen, haben wir alle innerhalb weniger Werktage unsere gesamten Auftragsbestände verloren. Unsere Branche ist somit als erste in die Krise geraten und wird als letzte wieder aus der Krise herauskommen. Es gibt bisher keine adäquaten Hilfestellungen, um all die Existenzen zu sichern.

Vertrauen, Solidarität, Respekt, Emanzipation und Zuversicht sind einige der Themen, um die sich die Songs auf »Wach« drehen. Seht ihr diese Werte in der Gesellschaft von heute verloren gehen und bemüht euch gerade deshalb um sie und darum, sie wieder in das Bewusstsein der Menschen zu bringen?
Alina:
Es geht doch immer wieder um ein Erinnern und Rückbesinnen auf das, was uns alle zusammenhält und Gemeinschaften möglich macht. Das interessiert uns und das ist unser Thema.

Auch um die Begegnung mit „anderen“ Menschen geht es in einem Song. Derzeit prägen ja die „Black Lives Matter“- Bewegung und eine Rassismus - Diskussion auch in Deutschland die gesellschaftlichen und politischen Debatten.
Alina:
Unsere Antwort auf den erschütternden Mord an George Floyd und das Leid, welches der Black Community schon viel zu lange widerfährt, kann nur sein, mit der eigenen Haltung ins Gericht zu gehen. Wie vorurteilsfrei lebe ich eigentlich, woran glaube ich und wo ist die Aktion, die auf meine Überzeugung folgt? Es ist an jedem von uns, neben all den Versammlungen und friedlichen Protesten, die Veränderung zu leben, die wir uns wünschen.

Wie würdet ihr die musikalische Entwicklung beschreiben, die Frida Gold auf dem neuen, mittlerweile schon vierte Studio – Album, genommen haben?
Andi:
Fast alle Songs sind in Bochum entstanden. Wir schreiben und produzieren eigentlich immer zeitgleich. Alles beeinflusst alles. Jedes Wort, jede Gesangsperformance hat Einfluss auf den Sound der Gitarre, jeder Beat verändert die Tonalität und den Rhythmus der Worte. Dazu kommt, dass Alina auch meistens währenddessen kocht und/oder backt.

Wenn ihr heute, nach eurer Zeit und dem bestimmt aufregenden Leben in Berlin, durch Bochum geht, wie nehmt ihr dann die Stadt wahr?
Alina:
Wir lieben das Ruhrgebiet mit seiner Direktheit im Umgang, das Ungeschönte und dass Alles so unprätentiös ist. Diese Vibes lassen uns atmen.

Wie konkret sind eure Pläne für das erste Konzert nach dem Corona-Lockdown?
Andi:
Unsere Tour haben wir in den März 2021 verlegt. Es kommt selten vor, dass zwischen der Veröffentlichung eines Albums und den Live-Konzerte so viel Zeit liegt, aber wir werden diese mit Leben und Vorbereitungen füllen.

Wie groß sind die Chancen, dass dieses Konzert in Bochum oder der näheren Umgebung stattfindet?
Alina:
Sehr groß. Der Tourstart wird in Bochum stattfinden; wo denn sonst?