RAPX | GESPRÄCH MIT MARTIN MAGIELKA
Foto: Alex Kuehr

Text:

Oliver Bartkowski

Fotos:

Alex Kuehr

Foto: Alex Kuehr

Martin Magielka hat nicht das Skateboard erfunden, aber er hat mitgeholfen es Salonfähig zu machen und vor allem im Ruhrgebiet tausende von Kids und Teenagern von Boards und der damit verbundenen Mode zu begeistern, denn in der 80er Jahren war Martin Magielkas Laden und die damit verbundene Modelinie RAPX das Maß aller Dinge für Fans von Brettern auf vier schnellen Rollen. Der Bochumer ging beruflich einen sehr erfolgreichen Weg. Er wurde Designer und arbeitete für internationale Top-Label, Herausgeber eines erfolgreichen Magazins und hat Fans in aller Welt. Sein Label RAPX erlebt heute einen unfassbaren Aufschwung und ist vielleicht angesagter denn je. Wir trafen den Bochumer in seinem Office im Bochumer Ehrenfeldviertel und sprachen mit ihm über RAPX und seine Karriere.

Martin, RAPX ist eine weltbekannte Marke und Bochumer Kult. Alles begann in den 80er Jahren in Bochum. Wann genau und was hat dich damals dazu veranlasst RAPX zu gründen?
RAPX? Ja klar, die 80er, eine interessante Zeit in jedem Fall. Bekannt wurde RAPX 1986. Es begann als Shop, als Anlaufstelle für Skateboarder, BMXer, Surfer - es gab auch Snowboards, Sprühbedarf und passende Bekleidung, coole Footwear, insgesamt viele tolle Produkte erlesener Marken aus aller Welt. Und ja schon damals haben wir viel Wert auf die Verbreitung unseres eigenen Namen „RAPX“ gelegt. Bedingt durch ein bereits vorhandenes internationalen Netzwerk aus Freunden und Gleichgesinnten hat dies gut geklappt. Wobei es immer eine sehr kleine Marke sein wird.

Von Anfang an hattest du Skater und Hip Hopper als Kunden. Relativ schnell haben sich aber auch „Normalos“ bei dir eingefunden und deine Mode zu schätzen und zu lieben gelernt. Natürlich auch modebewusste Menschen. War das überraschend sofort eine solch breite Masse an Kunden zu erreichen?
Hmm, da habe ich eine etwas andere Wahrnehmung zu. Wir haben zu diesem Zeitpunkt, sehr früh für Bochum, bereits die Grundsteine für das was man heute streetwear / streetculture nennt gelegt. Normalos waren ja bei uns weniger erwünscht und es war immer schwierig für sie an ein RAPX shirt zu kommen. Bei uns einzukaufen war sicherlich für viele „Neue“ ein interessantes Erlebnis. Dennoch waren wir natürlich daran interessiert mehr cooles Zeugs ein und somit auch verkaufen zu können. Das hat nunmal richtig Spass gemacht. Ja,  im wesentlichen geht es um Jugendkultur aber nicht eindimensional. Skateboarding, HipHop, Graffiti wegen mir als Schwerpunkt... Style, Design, Attitude war entsprechend massgeblich und somit natürlich auch Punkrock, Reggae, Ska  - also sehr vieles mehr als HipHop war interessant für uns. Letztendlich hatten wir ein sehr weites Einzugsgebiet unserer recht elitären Kundschaft. Die breite Masse trug bzw. trägt immer noch irgendwelche streetwear. Nur wirkliche Insider kennen hier die Unterschiede.

Du warst sehr jung. Hast du alles alleine auf die Beine gestellt oder haben Freunde und Eltern geholfen?
Allein? Nein! Viele meiner Freunde und natürlich meine ganze Familie hat dabei mitgeholfen. Als wir die Türen zu RAPX öffneten war ich 17Jahre alt. Wir hatten ja auch schnell viel zu tun, somit war auch eine gute Crew sehr wichtig - aber auch das unsere Buchhaltung pünktlich das Amt erreicht. Dafür war ich nur bedingt geeignet.

Interessant ist, dass du als Teenie bereits erfolgreich BMX-Rennen in Kalifornien gefahren bist. Sogar erfolgreich bis ein schwerer Unfall dich gestoppt hat. Hast du damals als junger Kerl vieles in den USA aufgeschnappt was du hier in Bochum umsetzen konntest?
Ja BMX war bereits Anfang der Achtziger das Fortbewegungsmittel meiner Wahl. Meist war ich auf dem Sprung oder in Eile aber stetig unterwegs. Schnelligkeit und Geschick beim Lenken hat sich ausgezeichnet. Und ja inspirierend sind Reisen allemal. Ich habe bei den vielen Reisen natürlich auch einiges Interessantes erlebt, gesehen was mich interessiert, inspiriert hat. Wichtig war es wohl dies mit Produktauswahl und einer Portion Mut auf Bochum zu übersetzen, denn ja Bochum ist nicht New York, L.A., SF, Paris, London oder Tokio. Viele crazy Menschen gab es für mich kennenzulernen, wobei nicht zu vergessen Amsterdam oder stetig, meine Kumpels in Berlin in Bochum zu Besuch waren. Jedenfalls gab es schon immer Tolles zu entdecken. Nicht so toll war dann der Frontalzusammenstoß mit mir und meiner Vespa gegen einen PKW. Zwei Wirbel mehrfach gebrochen und ein 4 monatiger Aufenthalt in einer Kiefernmulde waren da eher eine merkwürdige Erfahrung für mich. Letztendlich war aber so das Startkapital für RAPX gegeben, denn der Schuldige des Unfall war der PKW Fahrer.

Damals gab es ja auch schon Titus Skates, welcher von
Münster aus die Welt mit seinen Boards und der entsprechenden Mode eroberte. War das Konkurrenz oder habt ihr sogar zusammengearbeitet? Gab es einen Kontakt?
Hmm keine Ahnung. Titus, also Titus Dittmann kenne ich persönlich und auch gut, dies schon aus Zeiten vor RAPX. Er war nun mal der Lehrer in Münster, der aus seiner Garage die ersten Skateboards verkauft hat, er hatte auch immer schon VANS oder Converse chucks im Angebot, welches damals die Reise nach Münster wert war. Vans brauchte ich auch unbedingt schon als BMXer. Titus ist einer der Wenigen, der schon vor den Achtzigern den Trend erkannt hatte und so auch einer der wichtigen Zulieferer für RAPX wurde als 1986 seine Garage bereits ein grosses Lager war und es wenig später ein riesiges Warehouse wurde. RAPX war unter den Top 10 seiner Kunden in Europa. Somit ja wir hatten regen Kontakt und wir laufen uns immer noch des-öfteren über den Weg.

Irgendwann hast du den Laden in Bochum nicht mehr betrieben und warst plötzlich verschwunden. Warum hast du RAPX erst einmal still gelegt?
RAPX hat seine Türen Ende 1999 geschlossen. Es war keine schwere Entscheidung oder so, vielmehr war für uns der Zeitpunkt gekommen, wo wir nach ausgiebiger Betrachtung des Einzelhandel, Neues entdecken wollten. Wir, sind in dem Fall Mirko und Ich.

Ist es richtig, dass du aufgrund eines lukrativen Angebotes zu NIKE gegangen bist um dort als Berater und Designer zu arbeiten? Der gute Job den du gemacht hast, ist den Großen der Branche also zu Ohren gekommen?
Bereits nach kurzer Zeit, also nach Eröffnung von RAPX hatte ich bzw. wir immer wieder ganz interessante An-gebote von diversen Marken. Für uns nie Interessant genug, weil wir ja bereits unseren Spass hatten. Teilweise haben wir eher dafür gesorgt oder es hat sich einfach oft ergeben das gute Leute aus unserem Umfeld sich nun auch in der Branche weiterentwickeln wollten. In Bochum sind entsprechend viele Unternehmer, genau wie ich, immer noch in der streetwear Branche aktiv. Nike war interessant für mich. Mitzuhelfen das eine neue Sparte innerhalb des Unternehmen NIKE mit NIKE Skateboarding (NIKE SB) entsteht war eine spannende Herausforderung und Mirko arbeitet seitdem ja lustigerweise für adidas Originals. Ja klar hatte all dies mit unserem authentischen Wirken zuvor bei RAPX zu tun.  

Was waren die erfolgreichsten oder besser gesagt die für dich wichtigsten Projekte bei den großen Labels für die du gearbeitet hast?
Das kann ich so nicht beantworten, da es wirklich viele Dinge sind die wir in einem Team entwickelt haben, ob bei Nike oder den vielen anderen Projekten an denen ich parallel gearbeitet habe. Streetwear today Magazine habe ich 15 Jahre lang entwickelt und herausgegeben; hier war ich auch Chefredakteur und Marketing mit einem internationalen Team. Oder auch zu nennen sei „Untitled“ - documents of streetculture, dies war eine Ausstellungsserie, die wir über 6 Jahre international konzipiert und produziert haben, inklusive der dazu passenden Bücher. „Untitled“ war mehrfach zu sehen in Berlin, Barcelona, Paris, Amsterdam und Las Vegas und hat stetig Updates zu streetculture relevanten Themen gegeben. Aber vielleicht nenne ich ein Projekt mit lokalem Bezug, welches mir viel Spass gemacht hat, entsprechend international für ein wenig Aufsehen für Bochum gesorgt hat: „Element X KRABO“. Hier habe ich das Konzept entwickelt und die Marke Element und ihr Projekt ECOllaboration mit unseren lokalen Rahmenbauern aus Stiepel verknüpft. Dies um 5 limitierte Fahrräder mit starrem Gang zu entwickeln, Holzfelgen aus Italien, Anbau-teile vom Feinsten und handgefertigte Rahmen mit Gabel aus Bochum Stiepel. Sven Krautscheid und sein Vater haben hier 5 Meisterwerke entwickelt, welche auf den ver-schiedenen Kontinenten für den Klimaschutz (schon damals in, ja 2008) versteigert wurden und ich glaube insgesamt sowas um die 64.000,00$ eingespielt haben. Das Bike in Japan hat am meisten eingebracht hörte ich...

2016 hast du den 30. Geburtstag von Rap X gefeiert. War das der Grund, dass Label noch einmal neu aufzurollen?
Dass war eher Zufall, da verschieden Umstände dazu führten das genau zu dem richtigen Zeitpunkt ein wenig Zeit in meinem Terminkalender zu finden war, da ich wusste das ich Ende 2016 für Burton Snowboards im Marketing arbeiten werde. Ein Facebookpost in einer Bochumer Gruppe war ausschlaggebend das sich die Geburtstagsfeier zum 30 Jahrestag nach Gründung von RAPX in April 1986 entwickelte. Es sind viele Leute gekommen. Über 1000 sagen die Schätzungen. Jedenfalls ist die Partying der Trompete aus allen Nähten geplatzt. Wir hatten eine sehr schöne Ausstellung mit Erinnerungen zur RAPX Vergangenheit in der SoldOut Gallery an der Königsallee, aber auch neue Designs und Artworks mit beispielsweise vernetzten Künstlern und Fotografen zudem weiter entwickelt.

Skater, BMXer, Street-Art-Künstler und Szenetypen aus der ganzen Welt tragen RAPX Shirts. Wie groß ist die Nachfrage heute nach RAPX?
Wir sind wie gesagt ein kleines Brand, wir geben uns auch Mühe genau jetzt eher in die Qualität als Quantität zu legen. Heißt die Nachfrage kommt schon aus der ganzen Welt und wir bedienen derzeit nur lokal den Markt. International halt nur diejenigen die ich persönlich kennengelernt habe, oder die es geschafft haben mich per Message davon zu überzeugen, das ich für sie einen Hoodie zur Post schleppe. Online kann man uns derzeit noch nicht kaufen. Dies wird sich für die Visibilität der Historie und dem großartigen Material, welches wir derzeit also heute und in Zukunft entwickeln werden ändern, wobei wir es nicht darauf abzielen Masse zu produzieren. Vielmehr werden es, in sich geschlossene Konzepte sein, ich sage hier Capsules, welche farblich und designtechnisch auf einander abgestimmt, in begrenzter Stückzahl dann zu bekommen sind. Auch für diesen Winter 2019 haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Siehe RAPX.   

Du kannst auf dein Lebenswerk Stolz sein.
Oh Danke! Auch danke für die Möglichkeit des Interview.