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Die evangelisch-lutherische Epiphaniaskirche im Stadtteil Hamme wurde am 30. Mai 2010 zur ersten Autobahnkirche einer deutschen Großstadt ernannt. Vermutlich ist schon jeder Bochumer mindestens ein Mal an der Kirche vorbei-gefahren oder hat diese von der A40 aus gesehen. Wir sprachen mit Niels Nabring von der Auto-bahnkirche Ruhr und stellen Ihnen diese nun einmal etwas näher vor.
Herr Nabring, die Epiphanias Kirche wurde am 30. Mai im Rahmen des Jahres der Kulturhauptstadt 2010 zur Autobahnkirche RUHR erklärt. Die Anregung zu dem öku-menischen Projekt gab Pfarrer Volke vom evangelischen Kulturbüro in Essen. Wie hat die Stadt Bochum darauf reagiert und wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Die Stadt Bochum hat sehr positiv darauf reagiert. Zu nennen ist hier besonders der ehemalige Stadtbaurat Dr. Kratsch. Dieser und sein Team haben in 2009 gemeinsam mit einem Lichtdesign-Unternehmen die besondere Außen-beleuchtung mit uns gemeinsam entworfen und realisiert. Außerdem wurde durch eine zusätzliche städtische Beschilderung der Weg zur Autobahnkirche und den dortigen Parkplätzen hingewiesen. Auch die Markierungen der Parkplätze mit der entsprechenden Beschilderung für Busse, Behinderten- und sonstigen Park-plätzen wurde durch die Stadt realisiert. Zu sagen ist aber auch, dass nach der „Einweihung“ die Ausgaben für die Autobahnkirche RUHR (Heizung im Winter, tägliche Innen- und Außenbeleuchtung...) allein durch Mitgliedsbeiträge der Mitglieder des Trägervereins der Autobahnkirche (z. Zt. ca. 70) und Spenden getragen wurden.
Über 100.000 Fahrzeuge passieren täglich die Stelle an der A 40, wo ihre Autobahnkirche liegt. Sie steht direkt an der Überführung der Dorstener Straße. Wie viele Menschen halten im Schnitt pro Tag wirklich bei Ihnen an?
Das ist schwer zu sagen, da die Besucher ja nicht gezählt werden. Es kommen auch Gruppen mit Bussen wie jetzt am 25.08.19, z.B. eine Reisegruppe mit 40 Personen. Da die Kirche 365/366 Tage im Jahr geöffnet ist, können wir hier nur schätzen. Es werden wohl so um die 5.000 Besucher jährlich sein. Die Schätzung beruht auf derZahl der angezündeten Kerzen und die Eintragungen im aus-liegenden Anliegenbuch. Jetzt liegt bereits das zweite große Anliegenbuch aus. Das erste, neben einer Reihe von Fotografien der Kirche, wurde auf Bitten des Deutschen Bergbaumuseums in die vor einigen Wochen neu eröffnete Ausstellung dort aufgenommen, da nach Ansicht des Deutschen Bergbaumuseums unsere Kirche von ihrem Äußeren die heimische Industrie wiederspiegelt.
Sie sind ja auch eine Gemeindekirche und sonntags gibt es den klassischen Gottesdienst. Kommen dann auch Trucker oder Auswärtige zu Ihnen?
Die Trucker haben ja sonntags Fahrverbot, aber natürlich kommen auch „Auswärtige“ zu den sonntäglichen Gottes-diensten. Eine Zahl kann ich aber leider nicht nennen.
Wer sind überhaupt ihre „Gäste“?
Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Manche Besucher zünden eine Gedenkkerze an, bleiben zu einem kurzen Gebet. Andere wiederum lassen die Kirche auf sich wirken, bleiben einige Minuten. Andere haben einen Unfall er-/überlebt und schreiben ihren Dank ins Anliegenbuch ein. Wichtig für uns ist, dass die Besucherinnen und Besucher unbeobachtet und anonym (es sei denn sie sprechen uns an) in der Autobahnkirche ihre innere Stille finden.
Die Kirche ist von innen hell und geräumig. Welche be-sonderen Veranstaltungen finden bei Ihnen statt?
Wir nehmen am Tag des „Offenen Denkmals“ und am bundesweiten Tag der Autobahnkirchen teil. Am ersten Samstag im November findet ein besonderer Gedenk-gottesdienst zum Gedenken an die durch einen Unfall im Straßenverkehr getöteten Menschen (besonders des Ruhrgebiets) statt. An diesem Gottesdienst nehmen regelmäßig Beamte der Polizei, der Feuerwehr, Notfallseelsorger, Rettungsdienste etc. teil. Außerdem werden in der Kirche im Jahr 4-6 Konzerte (die sog. Epi-Konzerte - nach dem Namen der Kirche =Epiphanias-Kirche) statt. Es gibt mittwochs alle 14 Tage von 9.30 - 11:00 Uhr im Gemeindesaal das „Frühstück bei Epi“.
Was ist für Sie das Besondere an ihrer Kirche und wie unterscheidet sie sich außerhalb des Merkmals der Auto-bahnkirche von anderen Kirchen unserer Stadt?
Da könnte man viel sagen. Unsere Kirche ist einige der ganz wenigen Kirchen im Bauhausstil. Sie steht deshalb auch unter dem Denkmalschutz des Ruhrgebiets. Sie wurde deshalb auch in die Route der Industriekultur aufgenommen. Der Gemeindesaal, ebenso groß wie die Kirche (von den Quadratmetern her) ist genau unter der Kirche. Kirchen zu beschreiben um Unterschiede zu anderen Kirchengebäuden herauszustellen ist ein schwieriges Unterfangen. Jede Bewertung dieser Art wäre persönlich geprägt. Deshalb mein Tipp: Selbst die Kirche besuchen!
Könnten Sie sich in ihrer Kirche auch regelmäßige Konzertabende vorstellen, so wie es die Christuskirche in der City seit Jahren äußerst erfolgreich und sehr beliebt beim Bochumer Publikum praktiziert?
Über die Epi-Konzerte habe ich ja schon etwas gesagt. Ich kann mir auch gut Lesungen etc. bei uns vorstellen.
Welche Projekte liegen Ihnen gerade ganz besonders am Herzen oder besser gefragt, was wünsche Sie sich persön-lich für ihre Kirche?
Ich persönlich wünsche mir, dass unsere Kirche ein Ort der Besinnung und der Inneren Einkehr bleibt. Natürlich wünsche ich mir auch, dass mehr Menschen die Gottesdienste und sonstigen Veranstaltungen hier besuchen. Für die Autobahnkirche wünsche ich mir besonders, dass sie immer ein Ort der „Komm zur Ruhr“ bleibt, wie es auch am Kirchturm steht. Hierbei ist es völlig egal, welcher Religion (ggf. auch keiner) die Besucher angehören. Freuen würde ich mich, wenn sich mehr Bochumer dazu entschließen könnten, Mitglied im Trägerverein zu werden. Der Jahresbeitrag ist nur 24,00 € (Familienbeirag 36,00 €, Institutionen 100,00 €) oder freiwillig gerne mehr. So könnten auch besondere Projekte, Ideen sind immer herzlich willkommen, besonders der Mitglieder des TV, umgesetzt werden. Wer Mitglied werden will schreibe bitte an den Trägerverein Autobahnkirche Ruhr, c/o Pastor Michael Otto, Dorstener Str. 263, 44809 Bochum oder sende eine Mail an: epiphanias.bochum@selk.de.