THOM POKATZKY | FLOHMARKTGRÜNDER - MUMMENSCHANZLER - AUKTIONATOR
Foto: Wunderbar Marketing, Thom Pokatzky

Text:

Oliver Bartkowski

Fotos:

Wunderbar Marketing, Thom Pokatzky

Foto: Wunderbar Marketing, Thom Pokatzky

Die meisten Bochumer kennen ihn als Flohmarktmacher und Mummenschanz-Veranstalter. Thom Pokatzky hat tatsächlich mit dem Flohmarkt am Schauspielhaus und später am Rathaus, sowie dem Mummenschanz für Kult pur in unserer Stadt gesorgt. Begonnen hat alles in den goldenen Zeiten der 70er und 80er Jahre. Auch als Initiator der Amnesty International Auktionen in Bochum oder als Inhaber der Designerläden Sthark hat Thom Pokatzky Karriere gemacht. Wir trafen den sympathischen 72jährigen und plauderten mit ihm über damals uns heute.

Tom, wann hast du mit dem Rathausflohmarkt angefangen?
Oh, das sind so Zahlen, die man nicht immer im Kopf
hat. Das war im April 1976 und erst waren wir ja am
Schauspielhaus, wie du bestimmt weisst.
Genau. Ihr habt am Schauspielhaus angefangen. Es
war eine unglaubliche Zeit. Ich bin im Ehrenfeld, in
der Hugo-Schultz-Straße aufgewachsen und habe das
immer hautnah erlebt.
Habt ihr auch etwas verkauft?
Als Kinder? Ja natürlich, aber von uns wollte niemand
Standgebühren. Das war cool. Kinder durften einfach
so verkaufen und diese Zeiten hatten auf jeden Fall
etwas Magisches. Irgendwann stand auf dem Vorplatz
am Schauspielhaus sogar eine Geisterbahn. Kannst du
dich daran erinnern?
Natürlich, das war irgendeine Geschichte von der
Stadt Bochum für Kinder, Kultur etc. Eine Geisterbahn
am Schauspielhaus war damals schon ein bisschen
verrückt.
Was war die Idee hinter dem Flohmarkt am Schauspielhaus?
Ich liebe die Atmosphäre von Flohmärkten und kannte
das aus Metropolen wie Amsterdam, Hamburg, London
usw. Ich kaufe ja selbst gerne interessante Sachen und
bei uns im Ruhrgebiet war das damals ein ganz neues
Format. Das gab es so noch nicht zum damaligen
Zeitpunkt. Damals hatte ich am Schauspielhaus Leute
wie Rolf Paulin oder Peter Zadek, die das selbst toll
fanden und es kaum abwarten konnten auf unserem
Flohmarkt einzukaufen. Da tummelten sich dann Leute
wie Hannah Schygulla oder Fassbender und andere und
schon morgens um 6 Uhr war die Atmosphäre fantastisch.
Ich war die ganze Zeit von Verrückten umgeben,
von Leuten die Bock drauf hatten und somit war es
immer etwas ganz Besonderes. Mit den heutigen
Flohmärkten kann man das nicht mehr vergleichen.
Dann aber kam der Umzug zum Rathaus. Warum
eigentlich?
Es wurde immer voller. Das war ja unglaublich. Vom
Schauspielhaus ging das über die Königsalle bis runter
zum Mandragora. Von da aus dann weiter hoch zum
Union Kino. Es war Wahnsinn und das wurde dann
einigen Leuten zu heftig und zu viel. Es war schön,
morgens im Sommer am Mandragora zu sitzen und
mit einem Kaffee den Flohmarkt zu feiern. Früher
konntest du wundervolle Sachen kaufen, schöne und
edle Dinge, mit der Zeit rutschte dann immer mehr
Hausrat dazwischen…
...und Neuware, oder?
Ja, ein großes Problem. Das wollen wir auf keinen
Fall. Auch heute noch wollen wir keine Neuware auf
dem Flohmarkt. Wir wollen auch keine Bier- und
Pommesbuden, wie auf den heutigen Märkten ja üblich
ist und wo es Neuwaren ohne Ende gibt.
Ich finde dieses Zeug wie Batterien, Duschgel, WCArtikel,
billige Oberbekleidung usw. hat mit dem
ursprünglichen Flohmarkt nichts mehr zu tun. Da
hat sich etwas entwickelt, was dem ursprünglichen
Gedanken nicht mehr gerecht wird und dadurch
kommt auch nicht mehr das Klientel von früher.
Apropos, hat ebay viel kaputt gemacht?
Das Klientel geht auf die richtigen Flohmärkte, die
wollen auch kein Obst und Waschmittel kaufen. Was
ebay angeht, das glaube ich nicht. Ich denke, dass
der Flohmarkt nicht so vom Internet in die Zange
genommen wurde und die Atmosphäre auf einem
Flohmarkt kannst du nicht ins Internet transportieren.
Etwas Besonderes zu kaufen oder zu verkaufen auf
einem Flohmarkt, ist immer noch ein tolles Erlebnis
und auch das Gefühl, es dann direkt mit nach Hause
zu nehmen, das kann das Internet nicht ersetzen. In
Düsseldorf gibt es noch ein, zwei besondere Märkte.
Dort ist das angesprochene Publikum noch unterwegs.
Ihr habt damals zu jedem Flohmarkt ein Plakat
gemacht. Diese gelten heute als Kult und wurden in
einem Buch von dir verewigt.
Richtig, die Plakate haben dem Bochumer Flohmarkt
damals zu großer Popularität verholfen. In
Spitzenzeiten hatten wir 300 bis 400 Händler mit
außerordentlich guter Ware. Ich habe auch selbst
immer sehr gerne gekauft und den Leute schon beim
Auspacken um 5 Uhr morgens zugesehen. Einmalige