kultur

Monty Python’s Spamalot

Ein riesiger Erfolg für das Schauspielhaus

Jedes Theater einer Großstadt ist auf der Suche nach dem großen Wurf. Dem Stück, das wirklich fast Alle begeistert. Dem Schauspielhaus Bochum ist es gelungen. Unter der Regie von Christian Brey erhielten „Die Ritter der Kokosnuss“ eine Frischzellenkur, die sich gewaschen hat. Klar, ein bisschen Ruhrpott und Bochum dürfen auch hier nicht fehlen, aber nachdem eine starke Umsetzung des Stoffes vor einigen Jahren im Kölner Musical Dome sich, warum auch immer, nicht durchsetzen konnte, gelang es Brey und seinem Team ein Musical zu kreieren, von dem man in Bochum sicherlich noch lange sprechen wird. Nach Johnny Cash hat das Haus ein neues, sehr kräftiges Zugpferd und jede Lobeshymne darauf ist mehr als berechtigt. Die 2 . Stunden gestalten sich so kurzweilig, dass man sich als Zuschauer tatsächlich fragt, wo die Zeit geblieben ist. Die Premiere fand übrigens am 11. September 2015 statt.

Sie sind die Könige des absurden Humors: Monty Python alias Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin. 1969 läuft die erste Staffel ihrer Kultserie „Monty Pythons Flying Circus“ in der BBC. Surreale Albernheiten mischen sich mit skurrilem, schwarzem Humor, groteske Situationen mit Anarchokomik, Sketche werden durch Terry Gilliams legendäre Zeichnungen und Collagen angereichert. Was als Nächstes im Kosmos der Monty Pythons passieren wird, ist gänzlich unvorhersehbar, denn wirklich Alles, besonders das, was der eigenen Vorstellung am unmöglichsten erscheint, kann und wird passieren. Kunst, Kultur und Tabus werden intelligent unterlaufen. Nach der vierten Staffel von „Monty Pythons Flying Circus“ (1974) folgten mit „Die Ritter der Kokosnuss“ (1974), „Das Leben des Brian“ (1979) und „Sinn des Lebens“ (1983) drei Kinofilme, die innerhalb kürzester Zeit zu Kultfilmen avancierten. „Monty Python and the Holy Grail“ („Die Ritter der Kokosnuss“) bildete für Eric Idle & John du Prez die Vorlage für ihr durch liebevolles Fleddern des Filmes arrangiertes Musical „Monty Python’s Spamalot“. 2005 in Chicago 

uraufgeführt, hatte es noch im selben Jahr am Broadway Premiere, wurde für 14 Tony Awards nominiert und als „Bestes Musical“ ausgezeichnet. „Spamalot“ erhielt seinen Titel in Anlehnung an den berühmten „Spam“-Sketch, in dem ein Ehepaar in einem Imbiss nach der Speisekarte fragt. Alle Gerichte, die angeboten werden, enthalten „Spam“, was eine Abkürzung für SPiced hAM (gewürzten Schinken) ist. Eine Gruppe Wikinger stimmt, nach mehrfach missglückten Versuchen, ein Gericht ohne „Spam“ zu bestellen, den Spam-Song an, in dem das Wort in Dauerschleife wiederholt wird. Der Begriff Spam für Massenmails, die zu Werbezwecken verschickt werden, leitet sich von genau diesem Sketch ab. And now for something completely different, denn um Schinken geht es in „Monty Python’s Spamalot“ nicht. Im tiefsten Mittelalter reitet König Artus auf der Suche nach edlen Rittern durch England. Da er kein Pferd hat, schlägt Patsy, sein Diener, Kokosnüsse aneinander. Die Fee aus dem See unterstützt die Suche nach mutigen Helden, indem sie einen Torfbauern in Sir Galahad verwandelt. Der blutrünstige Sir Lancelot, der tanzwütige Sir Robin und der Ritterlehrling Sir Bedevere komplettieren die illustre Tafelrunde, doch bevor gekämpft wird, wird gefeiert und plötzlich meldet sich Gott persönlich zu Wort: Er sendet die Ritter aus, den heiligen Gral zu finden. Soweit die Geschichte!

Monty Python’s Spamalot BACKSTAGE

24 Künstler stehen bei einer Vorstellung von „Monty Python’s Spamalot“ live auf der Bühne. Neben ihnen sind hinter den Kulissen mindestens 40 weitere MitarbeiterInnen im Einsatz. Im Vorfeld waren sogar gut 100 Personen in den Entstehungsprozess von „Monty Python’s Spamalot“ am Schauspielhaus Bochum eingebunden.

Seit Februar wurde die Premiere von „Monty Python’s Spamalot“ im September 2015 am Schauspielhaus Bochum vorbereitet. Rund 30 SchneiderInnen haben die 150 Kostüme, beziehungsweise die 200 Kostümteile angefertigt, die auf der Bühne zu sehen sind. Unterstützt wurden sie von 49 Strickerinnen und einem Stricker aus Bochum und Umgebung, die ehrenamtlich die Ritterrüstungen gestrickt haben. Die Maskenabteilung hat für diese Produktion 40 Perücken angefertigt. 7 MitarbeiterInnen des Malsaals haben die Kulissen des Bühnenbildes und diverse Bühnenteile bemalt, die in der Schreinerei und Schlosserei gefertigt wurden. Auch der Elch wurde im Malsaal von Hand bemalt. 7 RequisiteurInnen waren bei der Erstellung der Requisiten und der Erprobung der Pyroeffekte beteiligt. Um einen reibungslosen Ablauf am Vorstellungsabend zu garantieren, sind hinter den Kulissen 8 AnkleiderInnen und 8 MaskenbildnerInnen im Dauereinsatz, die für das schnelle Umziehen der SchauspielerInnen sorgen und es erst möglich machen, dass innerhalb kürzester Zeit Rollenwechsel und Verwandlungen geschehen können.

8 Techniker und ein Bühnenmeister sorgen für die Umbauten während der Vorstellung, 5 Mitarbeiter für das Licht, 3 Mitarbeiter für den Ton, sowie 2 MitarbeiterInnen für die Requisiten.

Hinzu kommt eine Inspizientin, die während der Vorstellung das „go“ für alle Licht- und Tonzeichen, Umbauten und Auftritte gibt.

Nicht zu vergessen sind auch die Assistenten für Regie, Bühne, Kostüm und Choreographie, die sich vor und während der Vorstellung um die Belange der DarstellerInnen kümmern und für künstlerische und organisatorische Fragen gleichermaßen zur Verfügung stehen.

Ohne den unermüdlichen Einsatz all dieser Menschen im Hintergrund wäre „Monty Python’s Spamalot“ überhaupt nicht denkbar.

Die Musical-Darsteller sind geradezu fantastisch und es findet sich keine Top-Produktion, in denen die Damen und Herren nicht irgendwie beteiligt waren. Cats, Jesus Christ Superstar, Starlight Express, Aida, Peter Pan, Chicago Chess, Der Graf von Monte Christo...die Liste ist endlos lang und würden den Rahmen an dieser Stelle sprengen.

Redlhammer setzt Zeichen als König Artus

Die Schauspieler spielen ihre Qualität in jeder Sekunde aus. Einige von ihnen sind gleich in mehreren Rollen zu bewundern. Die Hauptrolle jedoch spielt Matthias Redlhammer (Jahrgang 1957). Er spielt den König Artus und um ihn und seiner Suche nach dem heiligen Gral dreht sich die ganze Story. Redlhammer erhielt seine Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Engagements führten ihn u. a. an das Schauspielhaus Bochum, Burgtheater Wien, Schillertheater Berlin und Schauspielhaus Frankfurt. Als freier Schauspieler spielte er u.a. bei den Salzburger Festspielen, am Thalia Theater Hamburg, Düsseldorfer Schauspielhaus, Schauspielhaus Zürich, Schauspiel Köln und am Theater Freiburg. Daneben spielte er verschiedene Fernseh- und Kinorollen, u. a. in „Tatort“, „SK Kölsch“ und „Bluthochzeit“. Seit der Spielzeit 2010/2011 ist er Ensemblemitglied am Schauspielhaus Bochum.

Redlhammer ist wandlungsfähig. Man glaubt ihm Alles, man kauft ihm Alles ab und man hängt als Zuschauer mit dem ersten Satz an seinen Lippen. Egal ob in „Othello“, „Das Haus am See“, „Michel aus Lönneberga“ oder „Die Nibelungen“, Redlhammer wirkt einfach immer authentisch und glaubhaft. Den König Artus in Spamelot spielt er mit einer Trockenheit und Coolness, sodass sämtliche Kritik an seiner beeindruckenden Leistung bereits Meter vor ihm im Orchestergraben abprallt.

Abschließend darf man dieses Stück uneingeschränkt empfehlen. Dass die Vorstellungen bis März 2016 bereits so gut wie ausverkauft sind (dieser Artikel entstand schon im Dezember 2015), spricht eine deutliche Sprache. Das Publikum giert nach spaßiger und würdevoller Unterhaltung mit großen Bühnenbildern, tollen Kostümen und perfekt agierenden Musikern, die im Hintergrund entscheidend zum perfekten Gesamtbild beitragen. Spamalot ist für Jung und Alt ein absolutes Muss, gerne auch zwei, drei oder viermal. Wer es noch nicht gesehen hat, sollte sich ganz schnell die letzten Karten sichern!

Weitere Infos: www.schauspielhausbochum.de

Texte: Schauspielhaus Bochum, Annelie Mattheis (Dramaturgin), Oliver Bartkowski

Foto Matthias Redlhammer: Martin Steffen

Fotos Produktion Spamalot: Schauspielhaus Bochum