THOMAS GERRES | KONFERENZ MASTER
Foto: TV01 / Viktoria Gottlieb

Interview: Oliver Bartkowski

Foto: TV01 / Viktoria Gottlieb

 

Foto: TV01 / Viktoria Gottlieb

Die TV Wattenscheid 01 hat schon viele Spitzensportler hervorgebracht - viele deutsche Meister, Europameister, Weltmeister und Olympiasieger. Mit Julia Ritter hat die TV Wattenscheid 01 eine weitere junge, talentierte Sportlerin im Kader. Wir sprachen mit Julia über ihre aktuellen Leistungen und die Zukunft in ihren Disziplinen Diskus und Kugelstoßen. Auf jeden Fall ist Olympia das Ziel.

Julia, erzähl doch unseren Leserinnen und Lesern einmal, wie du überhaupt zu dem Sport gekommen bist und wann die TV Wattenscheid 01 auf Dich aufmerksam wurde.
Ich habe mit vier Jahren angefangen Handball zu spielen, erst mit Jungs und dann ab der C-Jugend mit Mädchen. Beim Handball habe ich lange in der Westfalenauswahl gespielt und mit meinem Verein, dem TVG Kaiserau, dann auch Jugendbundesliga. Meine jüngere Schwester hat zeitgleich Leichtathletik gemacht. In der Schule war ich in der Leichtathletik-AG, weil es eine Handball-AG nicht gab. In der AG haben wir Medizinballstoßen geübt und da habe ich festgestellt, dass ich viel weiter stoße, als die ganzen Jungs. Das habe ich zuhause meinem Papa erzählt. Das war 2011. Mein Vater meinte, wir können ja mal mit Emily, also meiner jüngeren Schwester zum Training gehen. Ich habe dann in Oberaden bei meinem Heimatverein das Kugelstoßen ausprobiert und festgestellt, dass es mir liegt und auch Spaß macht. Im Herbst 2011 sind wir dann nach Kroatien in den Urlaub gefahren und haben aus Spaß eine Kugel mitgenommen und jeden Morgen haben mein Vater und ich zusammen am Strand gestoßen. Im Januar 2012 habe ich dann meinen ersten Wettkampf gemacht und sofort die Norm für die Westfalenmeisterschaften gestoßen. Im selben Frühjahr bin ich direkt Westfalenmeisterin geworden. Dann konnte ich nicht mehr aufhören und es entwickelte sich immer weiter. 2016 bin ich dann zur TV Wattenscheid 01 gekommen.

Du bist Top-Athletin in den Disziplinen Kugelstoßen und Diskus bei der TV Wattenscheid 01 in Bochum. Corona warf alle Sportler in ihren Möglichkeiten zurück. Wie konntest Du trainieren bzw. wie hast Du trainiert?
Da ich Kaderathletin bin, konnte ich die meiste Zeit sehr gut trainieren. Leider hat es mich aber Ostern 2021 auch erwischt und ich musste zwei Wochen in Quarantäne. Das wirft einen natürlich schon sehr zurück. Zum Glück konnte ich recht schnell nach der Quarantäne wieder an meine alte Form anknüpfen.

Wie wichtig ist die Rolle Deines Vaters dabei?
Mein Vater und ich haben zusammen die Grundsteine gelegt. Wir haben die ersten Jahre jeden Tag zusammen trainiert und ich durfte mit ihm auch meinen ersten großen Titel gewinnen. Als wir 2015 zusammen U18 Weltmeisterin geworden sind, war das schon ein krasses Gefühl, weil ich damit auch meinem Vater viel zurückgeben konnte. Er ist mit mir immer überall hingefahren, zu jedem Wettkampf, jedem Training und hat sehr viel seiner Zeit für mich geopfert

Du bist ja aufgrund deiner Disziplinen im Training meistens auf Dich alleine gestellt. Fehlt Dir ein sogenanntes Mannschaftstraining in diesen Zeiten?
Nein, eigentlich bin ich nie auf mich alleine gestellt. Ich habe beim TV Wattenscheid eine super Trainingsgruppe und wir trainieren immer zusammen. So macht es auch viel mehr Spaß, wenn man sich zusammenmit anderenanspornen kann. Wir machen kleine Wettkämpfe im Training und jeder will dabei natürlich immer besser sein, als der andere und dann gibt man oft auch mehr, als 100 Prozent.

Du hast bei den deutschen Meisterschaften 2021 im Diskus Platz 6 und im Kugelstoßen Platz 4 erreicht. Wie zufrieden oder unzufrieden bist Du mit den Ergebnissen?
Also mit dem Ergebnis im Kugelstoßen bin ich super unzufrieden. Es war überhaupt nicht mein Tag. Ich kam überhaupt nicht in den Wettkampf und musste ziemlich kämpfen, um überhaupt eine gute Weite zu erzielen. Aber auch solche Wettkämpfe gibt es und davon darf man sich nicht runterziehen lassen, was ich ja auch nicht gemacht habe, denn eine Woche nach den Deutschen habe ich sofort meine persönliche Bestmarke eingestellt und konnte wieder an mein Leistungsniveau anknüpfen. Diskus war okay. Es war nicht das beste Wetter und dafür sind 57 Meter okay. Auch ein sechster Platz ist in Ordnung. Natürlich wäre es schön, wenn es noch etwas weiter nach vorne gegangen wäre, aber anscheinend waren es nicht meine Meisterschaften in diesem Jahr.

War letztendlich mehr drin für Dich?
Ganz klar JA, wenn ich die Leistung gezeigt hätte, die ich eine Woche später gezeigt habe, hätte ich Silber geholt.

Jetzt steht für viele Athleten erst einmal Olympia in Tokio an. Was sind Deine Ziele in der nahen Zukunft?
Bis zum 29.6.21 habe ich noch die Chance, die Norm zu stoßen und das versuche ich natürlich auch, denn welcher Sportler versucht nicht Alles, um mit zu den Olympischen Spielen zu fahren. Falls es aber nicht klappt, dann ist es auch kein Weltuntergang. Ich bin noch jung und 2024 ist ja auch wieder Olympia. Ich werde meine Saison so oder so bis Ende August durchziehen und so viele Wettkämpfe mitnehmen, wie es nur geht. Nächstes Jahr haben wir die Europameisterschaften im eigenen Land in München.

Warum sollte sich ein Kind für die Leichtathletik entscheiden?
Die Leichtathletik ist eine sehr vielfältige Sportart und es ist auch für jeden etwas dabei. Man kann früh mit der Leichtathletik anfangen und auch die meisten Disziplinen ziemlich lange ausüben.

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