bochum macht spaß
Foto: Alexandra Huß

ALEXANDRA HUSS | THRILLER AUTORIN AUS BOCHUM

Text: Maik Schönborn
Foto: Alexandra Huß

Foto: Verlag

Alexandra Huß steht kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Romans, der am 5. Oktober erscheinen wird. Die in Bochum geborene und auch lebende Autorin veröffentlichte bereits vor Jahren Texte in der Prosa-Zeitschrift eXperimenta, war nominiert für den Leserpreis auf lovelybooks. de in den Jahren 2015 und 2016. Ihr erster Roman „Schneeweiße Hand“ wurde im hansanord Verlag veröffentlicht. In ihrer zweiten Heimat Mallorca tankt die in Bochum lebende Autorin Energie für neue Projekte. Maik Schöneborn sprach mit Frau Huß über ihr neues Buch.

Frau Huß, wann wurden Sie in Bochum geboren? ´
Ich bin an einem stürmischen Herbsttag des Jahres 1969 in Bochum geboren worden. Während Apollo 11 auf dem Mond landete, die Manson Familie in Kalifornien ihr Unwesen trieb und Woodstock seinen Höhepunkt feierte, begann mein erstes Lebensjahr.

Das klingt verdammt gut. Was gibt Ihnen die Stadt bzw. der Ruhrpott als Autorin?
Der Pott ist mein Schiff und Bochum die Insel, auf der ich jeden Sturm überstehe. Hier habe ich mit dem Schreiben begonnen und hier werde ich irgendwann den letzten Tupfer Tinte aufs Papier bringen. Groß geworden zwischen Krupp, wo mein Vater gearbeitet hat und einer quirligen Gegend in Hofstede, bin ich ein waschechtes Stahlstadtmädchen. Inspiration? Schaut euch um ...!

Ihre zweite Heimat ist Mallorca. Wo können Sie besser schreiben?
Ich verfasse die Texte gerne, wenn es stürmt und regnet. Dann bin ich voller Energie und Inspiration. Den Hauptteil meiner Arbeiten erledige ich in Bochum. Auf Mallorca habe ich Block und Stift immer dabei, sodass ich, wenn die Sonne verschwindet, loslegen kann.

Ihr erstes Buch »Schneeweiße Hand« ist im hansanord Verlag erschienen, ihr neues Buch erscheint auch dort. Sind Sie mit dem Ergebnis im Nachhinein zufrieden?
Die Geschichte ist gut geworden. Leider habe ich zu Anfang, in kindlicher Naivität, einem Verlag vertraut, der sich in Sachen Vermarktung ziemlich zurückgehalten hat. Die Neuauflage der Schneeweißen Hand und der Folgeteil, die Blutrote Hand, liefen daher nicht so gut. Die Buchhandlungen sind da sehr Eigen. Der hansanord Verlag hat alles versucht, um die Bücher auf dem Markt unterzubringen.

Wie viele Bücher wurden von »Schneeweiße Hand« verkauft?
Verkauft ist ein Wort, das ich nicht mag. Natürlich sind die Tantiemen wichtig, jeder Schriftsteller und Künstler hat am Abend gerne eine Scheibe Brot auf dem Teller, aber wenn meine Leser sagen, hey, die Story hat mir wirklich gut gefallen, dann bin ich glücklich. Der Schottlandthriller hat die Leserschaft nur mäßig erreicht, was ich ziemlich traurig finde.

Ihr neues Buch »Teufelsbruch« erscheint Anfang Oktober. Diesmal spielt ihr Thriller nicht in Schottland, sondern in Berlin. Es ist Mode geworden eine Figur aufzubauen und diese immer wieder in gewohnter Umgebung ermitteln zu lassen. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele wie z.B. Commissario Brunetti von Donna Leon, die damit ja so einiges angestoßen hat. Das war anscheinend nicht ihr Ansatz, oder?
Mein Grundgedanke war eine Kommissarin weit ab vom Mainstream zu erschaffen. Eine robuste, schwarzhumorige Dame, die weder ihre leichte Demenz akzeptiert, noch den gängigen Regeln im Polizeibetrieb folgt. Den Charakter der Lieselotte Rilke fand ich in meinem früheren Job. In der Arbeit mit älteren Menschen taten sich für mich die wundersamsten Geschichten auf. Frau Rilke ist eine von ihnen, wobei der Name selbstverständlich abgewandelt wurde. Ich habe sie verewigt und sie hat vor Stolz geweint, als ich ihr das Manuskript bei einem Besuch zeigte.

Die Handlung ihres neuen Buchs „Teufelsbruch“ liest sich spannend. Ein Junge flieht mit einer alternden Kommissarin aus dem Johannisstift und landet in einem düsteren Moorgebiet an der Stadtgrenze zu Berlin, von dem behauptet wird, dass noch niemand von dort zurückgekehrt ist. Wie ist die Handlung entstanden und gibt es eigene Erfahrungswerte, die in ihre Bücher mit einfließen?
Berlin ist eine geschichtsträchtige Stadt mit vielen Impulsen. Wir reisen regelmäßig dorthin, um im Kreuzberger Kiez abzutauchen. Die Handlung entspann sich aus unterschiedlichen Erlebnissen, sei es der Flohmarktbesuch am Maybachufer, der Snack in der Markthalle oder die Stippvisite zum Teufelsbruch, dem Moorgebiet in der Nähe des Seniorenstiftes. Die Gedichte von Baudelaire, die Blumen des Bösen, gaben dem ganzen noch eine zusätzliche Note.

Das Buchcover zeigt anscheinend einen alten Bahnhof und den Alexanderturm im Osten Berlins. Wäre ein unheimlicheres Cover, passend zum Moor, nicht wirkungsvoller gewesen und sind Sie als Künstlerin an der Auswahl des Covers beteiligt?
Die Covergestaltung geschieht gemeinsam mit dem hansanord Verlag und dem Grafiker. Wenn alle Parteien zufrieden sind, setzen wir es um. Der Fernsehturm und die Haltestelle Hackerbrücke, dazu der Titel Teufelsbruch, werden Fragen aufwerfen. Das Bild kratzt nicht nur an der Oberfläche Berlins, es geht in die Tiefe, dorthin, wo es ungemütlich werden kann.

Wie haben Sie die bisherige Corona-Zeit für sich nutzen können?
Tatsächlich mit dem Schreiben. Das neue Baby heißt „Feuer im Eis“ und wird ein Island Thriller, für den ich auf der Suche nach einem Verlag bin. Wir haben in unserem Garten Gurken und Zucchini angepflanzt, wobei der Dill und die Radieschen einer Schneckenbande zum Opfer fielen. Ich gehe wieder regelmäßig joggen und freue mich auf die unbeschwerte Zeit nach dem Virus.

Waren Sie kreativer als sonst?
Ein ganz klares Ja. Mit dem Eingesperrtsein gab es nicht nur Negatives. Der nächste Thriller ist so gut wie beendet, der Garten blüht und eine neue Buchidee schwirrt auch bereits durch meinen Kopf. Ich bin schon jetzt auf das Buch gespannt.

Wird es Lesungen in Bochum geben?
Das hoffe ich doch. Der erste Termin für eine Buchvorstellung inklusive Whiskytasting findet allerdings in Berlin statt. Anfragen bezüglich einer Lesung hier in Bochum nehmen der Verlag und ich gerne entgegen.

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